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4. August – Gäbe es in Spanien die Wahl zum „Wort des Jahres”, stünde der Favorit schon fest: „Austeridad” – Enthaltsamkeit. Kein anderes Wort hat in den vergangenen Wochen und Monaten das öffentliche Geschehen derartig geprägt. Seit mehr als einem Jahr bemüht sich die Regierung in Madrid mit mäßigem Erfolg darum, die maroden Staatsfinanzen ins Gleichgewicht zu bringen und die Pleite abzuwenden.

Auch der neue balearische Ministerpräsident José Ramón Bauzá lässt seit seinem Amtsantritt im Juni kaum eine Gelegenheit aus, seinen Sparwillen zu beschwören. Es ist zu hoffen, dass es ihm damit ernst ist.

In Spanien und insbesondere auf Mallorca haben die Menschen jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt: So wie es in der Bevölkerung weit verbreitet ist, sich jeden materiellen Wunsch sogleich zu erfüllen – der Kreditkarte und den lange Zeit freigiebigen Banken sei Dank –, so haben sich auch die Politiker lange davon hinreißen lassen, immer neue Projekte auf Pump zu finanzieren.

Geradezu grotesk mutet es angesichts der heutigen Lage an, dass erst vor wenigen Jahren für weit mehr als 100 Millionen Euro in Palma ein Velodrom entstanden ist, das heute kaum genutzt wird.

Auch die einst 120 Millionen Euro teure Metro fährt wegen der Sommerpause an der Uni in diesen Tagen praktisch ohne Passagiere durch die Gegend. Im Inselosten wurden ohne jeden Sinn und Verstand Millionen für ein Zugprojekt verpulvert, das nun wohl mangels Geldes eingestellt wird.

Die Balearen-Politiker haben grob fahrlässig gehandelt, indem sie es nicht verstanden haben, in den fetten Jahren nachhaltig zu wirtschaften. Die Quittung dafür gibt es jetzt: Die Finanzlage ist dramatisch und zum strikten Sparkurs gibt es keine Alternative.

Die Zeiten, da die jeweilige Regierung wahllos Megaprojekte zu realisieren versuchte, um die Stammwählerschaft zufriedenzustellen, sind vorbei. Mallorca braucht einen neuen Politikstil: Jetzt muss endlich das Gemeinwohl im Mittelpunkt des Handelns stehen.