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Das Treppenhaus des Stadtpalastes der Galerie Horrach Moyà wird durch die "Walküren-Krone" beherrscht - ein Mammut-Werk der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos. Sie ist die Protagonistin einer Ausstellung am neuen Standort. An der Plaça Drassanes hat Juan Antonio Horrach den Stadtpalast Cas Patró aus dem 19. Jahrhundert umgebaut, restauriert und zu einer Galerie mit Restaurant umgewandelt. Das Ergebnis ist höchst beeindruckend.

"Ich glaube, wir haben hier einen idealen Standort gefunden, nahe am Meer, mit dem Rücken zu Lonja und nur wenige Schritte vom Museum Es Baluard entfernt. Zentraler geht es nicht", sagt Horrach Moyà, der jahrelange Erfahrung als Galerist mit internationalem Programm hat.

Er denkt in anderen Dimensionen als herkömmliche Galeristen: "Ich glaube, die konventionelle Art und Weise, Kunst zu zeigen, ist vorbei. Konventionelle Galerien sind entweder Laden oder Krypta. Man darf nicht stagnieren. Wie sich eben die Welt im virtuellen und schnellen Zeitalter gewandelt hat", sagt er. Das ist auch der Grund, warum er die Räumlichkeiten an der Plaça Drassanes voll ausgenutzt hat: im Erdgeschoss das Restaurant mit Cocktailbar, nobel, edel und sehr modern eingerichtet mit Schwerpunkt auf regionaler und jahreszeitlich gebundener Küche nach traditionellen, alten Rezepten. Im ersten und zweiten Stock die Galeriersäle mit hohen Räumen, Stuckdecken und bodentiefen Fenstern.

Die Plaça Drassanes war einst ein problematischer Ort, mit Drogenhandel und Prostitution. Heute sind hier zwar noch einige der alten Bars, aber auch Boutiquen, ein bisschen Nachtleben und der Sitz des balearischen Ministerpräsidenten. Eine gute Mischung. "Abends hört man immer noch mal die Lieder der Zigeuner, und der Platz ist belebt. Hier herrscht mediterranes Ambiente", sagt Horrach Moyà.

Und er fügt hinzu: "Zwei Jahre haben wir gebaut. Es war nicht immer einfach. Wir mussten und wollten alle alten Bauelemente erhalten, haben aber gleichzeitig auf moderne Ausstellungstechnik Wert gelegt. So haben wir Klimaanlage und Beleuchtung geschickt verborgen; in einem Raum haben wir schlicht einen antiken Lüster aufgehängt. Das korrespondiert hervorragend mit zeitgenössischer Kunst. Im Erdgeschoss haben wir einen Fußboden aus kleinen Flusssteinen verlegt." Der Erfolg gibt dem Galeristen recht: "Wir haben bis zu 150 Besucher in der Galerie pro Tag. Das ist für den Anfang mehr als beachtlich."

Das liegt natürlich auch an Joana Vasconcelos, die als eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit gilt. Ihr Auftritt im Schloss zu Versailles machte weltweit Furore.

"Ich arbeite seit sieben Jahren mit Joana zusammen. Damals hatte sie gerade auf der Biennale in Venedig ausgestellt, aber man kannte sie noch kaum", sagt Horrach Moyà

Vasconcelos Kunst beschäftigt sich vor allem mit der Rolle der Frau. Mit Sticken, Nähen und Stricken. 35 Frauen arbeiten inzwischen für sie in ihrem Studio in Lissabon. Denn die skulpturalen Installationen sind oft viele Meter groß, wie auch jetzt im Treppenhaus der Galerie. Vom Erdboden bis zum Dach reicht das krakenförmige Gebilde. Die "Handarbeiten" kombiniert die Künstlerin mit portugiesischen Kacheln, mit Glas aus Murano oder Stahl. Eine der Skulpturen wiegt alles in allem 85 Kilo.

"Etliche der hier gezeigten Arbeiten wurden eigens für die Galerie angefertigt", sagt Horrach Moyà. "Und tragen Namen wie Dragonera, Deià, Cabrera oder Torrent de Pareis." Sie bestechen durch ihre Lebensfreude, Farbigkeit, Ideenreichtum und - durch ihre Ungewöhnlichkeit.

Ist der neue Kulturtreffpunkt von Horrach Moyà auch eine Reaktion auf die Wirtschaftskrise, die in Spanien auch und vor allem die Kunstszene berührt? "Krise gab es in der Kunst schon immer. In Spanien mag es sich noch ein wenig verstärkt haben. Und es war schon immer so, dass nur die ganz Großen regieren. Europa ist, was Kunst anbelangt, im Vergleich zu den neuen Wirtschaftsriesen wie China, langsamer geworden. Darauf muss man reagieren."

Und Horrach Moyà reagiert. Mit dem Besuch von internationalen Messen wie Dubai, Abu Dhabi, Moskau, Shanghai, São Paulo. Und Mallorca selbst, sagt er, sei inzwischen so international wie nicht einmal Madrid: "Das bringt natürlich auch internationale Sammler auf die Insel. Denen muss man etwas bieten."

Er tut es. Mit dem neuen Kunst-Palast, dem Nobel-Restaurant, mit dem Kauf der ehemaligen Werkstatt von Firestone im Carrer Ramón i Cajal, wo Kunstaktionen stattfinden sollen. Und mit einem internationalen Ausstellungsprogramm. Joana Vasconcelos Show ist bis Februar verlängert worden. Danach werden Arbeiten der Schweizer Performance- und Objektkünstlerin Sylvie Fleury zu sehen sein.

 

INFO
Joana Vasconcelos in der Galerie Horrach Moyà, Palma. Plaça Drassanes. Geöffnet täglich von 12 bis 23 Uhr.