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Dass es nach den heißen Tagen des Sommers auf Mallorca heftig regnen kann, weiß jedes Kind. Wenn von der „Gota fría”, dem „kalten Tropfen” die Rede ist, schwingt immer auch ein wenig Angst mit. Hoffentlich wird es nicht allzu schlimm ... Die Mallorquiner haben schon in der Schule gelernt, dass bei einem solchen Sturzregen anno 1403 in Palmas Zentrum mehr als 5000 Menschen ums Leben kamen. Aber der Unheil bringende Bach Sa Riera ist vor Jahrhunderten umgeleitet worden, Todesopfer mussten bei den Unwettern neuerer Zeit nur noch sehr selten beklagt werden. Eine trügerische Ruhe. Die Katastrophe von Sant Llorenç zeigt uns, dass die Angst vor den frühherbstlichen „Tormentas” noch immer berechtigt ist. Denn gegen diese Urgewalten der Natur ist der Mensch weitgehend machtlos. Das Schlimmste ist der Verlust an Menschenleben; die materiellen Schäden werden zu beheben sein. Das große Aufräumen und Saubermachen hat bereits begonnen. Auch auf Mallorca ist die Hilfsbereitschaft groß – viele boten sich spontan an, mitanzupacken. Verständlich jedoch, dass die Behörden am Tag eins nach der Katastrophe die Zone erstmal dichtmachten. Die Aufarbeitung des tragischen Geschehens muss aber weiter greifen. Jedes Jahr werden Vorwürfe laut, die Torrentes seien nicht sauber, nicht gepflegt genug. Wir wissen noch nicht, wie es im vorliegenden Falle war, aber generell herrscht bei der Prophylaxe offenbar Nachholbedarf. Mit dem Klimawandel werden sich extreme Wetterphänomene noch verstärken. Vor diesem Hintergrund muss der Hochwasserschutz in Mallorcas Gemeinden noch einmal auf den Prüfstand. Es gibt weitere Sturzbäche, deren Gefahrenpotenzial bekanntermaßen groß ist. Man hat halt bisher nur Glück gehabt. Handlungsbedarf gibt es möglicherweise auch bei den Wetterprognosen. Die Kurzzeitwarnungen gewinnen im Zuge des Klimawandels weltweit an Bedeutung. Ist Mallorca dabei gut aufgestellt? Es geht hier nicht um die Suche nach Schuldigen. Es geht in erster Linie darum, weitere Tragödien zu verhindern. Autor: Bernd Jogalla