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Man müsse nur die Fantasysaga "Twilight" einschalten, um zu verstehen, dass sich das Idealbild des Mannes verändert hat. Dass Frauen heutzutage eher auf "blasse, androgyne Vampire" stehen als auf Muckimänner, kann Dirk Moor alias Jean Pallett nicht ganz verstehen. Für ihn muss ein Mann nach wie vor sportlich und gut gebaut sein. Er selbst erfüllt dieses Ideal allemal. Die Ladys sollen ihn schließlich attraktiv finden. Den Spruch "mit dem Opa dreh ich nicht" will er niemals hören. Deshalb gilt: Viermal die Woche Bodybuilding!

Braun gebrannt und mit Oberarmen, die fast das Shirt sprengen, plaudert der 44-jährige Mallorca-Resident auf der Terrasse von Musikproduzent Willi Meyer aus dem Nähkästchen des Pornobusiness. Er selbst ist mittlerweile ein Star der Branche. Hat zwischen 3000 und 4000 Filme auf dem stählernen Buckel. Grund genug, nach 22 Jahren im Geschäft seine Memoiren zu verfassen.

Ein launiges, aber vor allem ironisches Werk sei es geworden, so Moor, dessen Künstlername Jean Pallett sich von der Redewendung "alles paletti" ableitet. "Palletti klang mir aber zu sehr nach Zirkus." Also weg mit dem "i".

Der Titel seiner Autobiografie? "Legenden sterben nie." Natürlich, so der Pornostar, wisse er sehr gut, wann jemand eine Legende sei und wann nicht. Deswegen dürfe man den Titel auch nicht fehldeuten. Alles nur ironisch. Vielmehr gehe der 300-Seiten-Schmöker in Richtung Bohlen-Biografie. Sich selbst auf die Schippe nehmen laute das Credo. Und Humor beweist der Schauspieler wirklich, vor allem, wenn er Anekdoten vom Filmset auspackt: "Natürlich 'kann' auch ich nicht immer, habe auch mal einen 'Hänger'. Aber da gibt's ja mittlerweile gute Mittelchen." Die kleine blaue Pille sei in der Branche an der Tagesordnung, er selbst aber nehme sie nur gelegentlich. Müde sei er noch nicht, verspüre immer noch Lust an seiner Arbeit. "Und mit Lust meine ich 'Lust' am Arbeiten an sich. Der Sex ist nur die Technik."

"Spiegel-Bestsellerliste Platz eins" sei das Ziel. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das Moor nicht ohne die nötige Portion Ironie formuliert. "Du musst selbstverliebt sein in der Branche. Ich stand schon immer gerne im Mittelpunkt."

Diesen jedoch muss er sich in Willi Meyers Studio "Audiovision Palma 21,4" mit einem exzentrischen Schauspielkollegen teilen. Martin Semmelrogge leiht Moor seine Stimme. Hier auf Mallorca entsteht nämlich die Hörfassung zum Buch. Und welche Stimme wäre dazu geeigneter, als das krächzende und doch überraschend sympathische Organ von Semmelrogge. Im Fahrradtrikot sitzt der Film- und Serienstar in der Sprecherkabine und liest. "Das ist anstrengend, mehr als ein paar Stunden am Tag kann man das nicht machen."

Damit die Stimme keinen "Hänger" bekommt, hat auch Semmelrogge seine Mittelchen. Aber keine blaue Pille. Vielmehr ein natürliches Gebräu aus Honig, Kamillen- und Grüntee.

Das Werk, das Semmelrogge liest, entstand in zwei Jahren Arbeit. Mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Erotikfilmgeschäft stecken darin. Sein Erfolg in dem Business sei vor allem dank seiner toleranten Ehefrau - ebenfalls im Pornobusiness tätig - möglich gewesen. Mit ihr hat er ein gemeinsames Kind. "Ich erkenne jetzt schon viele Gemeinsamkeiten zwischen meiner Tochter und mir. Sie ist willensstark und steht auch gerne auf der Bühne."

Wann genau es an der Zeit ist, dem Nachwuchs zu erklären, mit was die Eltern ihr Geld verdienen, kann er noch nicht sagen. Wichtig sei aber, es mit Selbstbewusstsein und Überzeugung zu tun, und nicht stammelnd und beschämt vor dem Kind zu stehen. Einen Wunsch aber hat Pallett: "Ich bete, dass sie nie im gleichen Business landet wie ich."