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Mallorca Magazin:  Wieviel vom "Mia san mia" verliert der FC Bayern München durch den Weggang Schweinsteigers?

Karl Hopfner: Keine Frage, ein Stück bayrischer "Mia san mia"-Mentalität geben wir mit Schweinsteiger ab. Aber es ist ja nicht so, dass wir ihn loswerden wollten. Vielmehr wollte er noch einmal eine neue Herausforderung annehmen.

MM: Viele, auch viele Medien, suchen aber nach einem Schuldigen - und finden ihn in der Person von Pep Guardiola. Liegen die wirklich daneben?

Hopfner: Die liegen ganz daneben. Pep Guardiola achtet Bastian Schweinsteiger sehr. Er hat nie gesagt, Schweinsteiger solle gehen oder habe bei ihm keine Chance. Richtig ist, dass Schweinsteiger, vielleicht bedingt durch seine neue Liebe, eine neue Möglichkeit gesucht hat. Pep Guardiola war weder aktiv noch passiv involviert.

MM: Meister werden reicht für einen FC Bayern München nicht. Was muss sich ändern, um weitere Titel zu gewinnen? Wo sind die Stellschrauben?

Hopfner: Also, das sollte man schon mal richtig betrachten: Wir haben die Chance, zum vierten Mal in Serie Meister zu werden, etwas, was es noch nie gab. Damit können wir Maßstäbe setzen. Das ist unser erstes Ziel! Und wir sollten nicht vergessen: Die deutsche Meisterschaft ist der ehrlichste Titel. Hier muss man in 34 Spielen Leistung bringen. In anderen Wettbewerben ist immer auch das Losglück mit im Spiel.

MM: Die Bayern haben mit Pep Guardiola noch mehr Aufmerksamkeit in Spanien erlangt. Wie macht sich das für Sie bemerkbar?

Hopfner: Das Interesse etwa in den Medien ist tatsächlich größer geworden. Erfreulicherweise aber nicht nur in Spanien, denn die Internationalisierung des Clubs ist uns ein großes Anliegen.

MM: Alle Beobachter gehen davon aus, dass Pep Guardiola den FC Bayern München 2016 verlassen wird. Sie auch?

Hopfner: Ich persönlich glaube das nicht. Wir sind so verblieben, dass der Vorstand mit Pep in der zweiten Jahreshälfte Gespräche führen wird. Ich schätze die Möglichkeit, dass er bleiben wird, auf über 50 Prozent.

MM: Wie fühlt sich der Spanier Guardiola in Bayern – abseits des Fußballgeschehens?

Hopfner: Er und seine Familie fühlen sich in München sehr wohl und genießen unter anderem die kulinarische Vielfalt in der Stadt. Seine Kinder haben hier auch die Wintersportmöglichkeiten entdeckt und lieben gelernt.

MM: Die Menschen lieben Vergleiche: Welches ist die stärkste Liga der Welt?

Hopfner: Das vermag ich nicht zu sagen. Tatsache ist, dass in der Euro- und Champions-League die spanischen Clubs ganz vorne mitspielen.

MM: Letztlich ist das auch eine Frage des Geldes.

Hopfner: Sicherlich. In Spanien beispielsweise spielt die Einzelvermarktung der TV-Rechte eine große Rolle. Die Großen haben damit die Möglichkeit, Summen einzunehmen, von denen der FC Bayern München mit der Zentralvermarktung weit entfernt ist. Oder England: Ab nächstes Jahr verdient der Letzte in der Premier League etwa 50 Prozent mehr als der Meister in der Bundesliga. Wir müssen anders aufholen: mit Merchandising, Sponsoring und Internationalisierung.

MM: Aber finanziell viel gesünder als der FC Bayern München geht eigentlich nicht.

Hopfner: Das ist richtig. Wir möchten nie einen Titel gewinnen, indem wir Schulden machen.

MM: Ihre eigene Amtszeit endet ebenfalls 2016. Werden Sie sich erneut bewerben?

Hopfner: Das ist noch völlig offen. Ein Jahr Planung ist im Fußball sehr viel. Wir müssen abwarten, was nächstes Jahr passiert.

MM: Dahinter steht natürlich auch die Frage, zu der wir gelesen haben, dass sie Sie nervt: Kommt Uli Hoeneß zurück?

Hopfner: Ich glaube, die Frage nervt uns alle. Man muss die Person Uli Hoeneß sehen. Erst muss Uli Hoeneß sagen, was er nach der Haftverbüßung machen möchte. Sollte er, wie wir es ihm wünschen, die Halbstrafe bekommen, wäre er im März frei. Erst dann kann er entscheiden, was weiter geschieht. Dass er zum FC Bayern München gehört, ist absolut unstrittig. Ob er noch einmal Präsident und damit Aufsichtratsvorsitzender werden will, kann ich heute nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass er sich bis heute nicht entschieden hat.

MM: Auf Mallorca ist es heiß. In Katar heißer. Deshalb werden wir 2022 voraussichtlich ein WM-Finale am 4. Advent haben. Wir sind beim Thema FIFA: Warum ist die Erneuerung des Verbandes so schwierig, warum reagieren die Fußballer in aller Welt nicht heftiger?

Hopfner: Ich muss immer wieder den Hut ziehen vor den Fans, die den Fußball so lieben, obwohl einige Funktionäre in ein schiefes Licht geraten sind. Dass bei der FIFA einiges falsch läuft, ist unstrittig und schädlich für den Fußball - unseren schönen Fußball. Ich hoffe, dass das bald vorbei ist, dass Neuwahlen kommen und in der Exekutive eine neue Denke Einzug hält.

MM: Katar war also ein Fehler?

Hopfner: Natürlich. Es gab ja eine Evaluierungskommission, und die hatte Katar auf den letzten Platz gesetzt.

MM: Welchen FIFA-Boss würden Sie sich wünschen?

Hopfner: Ich wünsche mir, dass die Europäer das Heft in die Hand nehmen. Michel Platini wäre dafür eine Option.

MM: Sie haben ein Apartment in der Nähe von Palma. Verfolgen Sie die Geschicke von Real Mallorca?

Hopfner: Ja, als Abonnenten des Mallorca Magazins sind wir ja informiert. Es war ein Riesenglück, dass der Inselclub die letzte Saison unbeschadet überstanden hat.

MM: Kennen Sie Utz Claassen persönlich?

Hopfner: Ja, er war einmal zu einem Pokalendspiel in Berlin eingeladen und saß bei uns am Tisch. Aber engere Kontakte in Bezug auf sein Präsidentenamt bei Real Mallorca existieren nicht.

MM: Wie oft können Sie denn auf Mallorca sein?

Hopfner: Zu selten. Dieser Mallorca-Urlaub ist nach Juni vergangenen Jahres der erste.

MM: Was macht für Sie den Reiz Mallorcas aus?

Hopfner: Ganz klar die Vielfältigkeit der Insel und natürlich die Golfplätze, die wir auch schon vor dem Kauf unseres Apartments als Hotelgäste genossen haben. Ferner das Klima und natürlich die gute Erreichbarkeit - ein Riesenvorteil gegenüber anderen Ferienorten.

MM: Ihr Lieblingsplatz?

Hopfner: Palma. Die Stadt bietet wunderschöne Ecken, hat Flair. Der ideale Ort, um sich zu erholen.

(Aus MM 29/2015)