Enrique Balasch Torres stammt aus Barcelona und ist einer der Suchttherapeuten. Der heute 44-Jährige war früher selbst abhängig von Alkohol. Ein Umstand, der ihm dabei hilft, seine Patienten besser zu verstehen.

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Spätestens als der Gründer von „The Balance” Abdullah Boulad bei dem Rundgang durch eine der beiden Fincas auf dem Therapie-Gelände erwähnt, dass hier noch vor kurzem ein Mitglied einer königlichen Familie in Behandlung war, werden zwei Dinge klar: Erstens, in dieser Einrichtung suchen vor allem Prominente, Wirtschaftsbosse und im Allgemeinen gut situierte Menschen nach Hilfe. Zweitens, niemand, egal ob arm oder reich, ist per se davor gefeit, von dem mentalen Abwärtsstrudel einer Sucht erfasst zu werden.

Auch Therapeut Enrique Balasch Torres hat eine Sucht-Vergangenheit. Genaugenommen ist diese der Grund, warum er heute als Therapeut Menschen dabei hilft, ihren Kampf gegen die Abhängigkeit zu kämpfen. „Im Prinzip kann man sagen, dass zwischen zehn und 15 Prozent aller Menschen gefährdet sind, eine Sucht zu entwickeln. Kryptosucht macht da keine Ausnahme.” Entscheidend dafür sei die Funktionsweise des eigenen Gehirns und vor allem die Reaktion der grauen Zellen auf Emotionen. „Eine Sucht ist keine schlechte Angewohnheit, sondern ein emotionaler Zustand. Niemand ist süchtig nach der Substanz, die er konsumiert, sondern nach dem Gefühl, das diese auslöst.”

Normalerweise durchleben Menschen ein solches Hochgefühl, um danach ganz normal weiter zu funktionieren. Bei Drogen- oder Kryptosüchtigen verlangt das Gehirn allerdings immer wieder nach diesem Kick, sodass normale Gefühle und Emotionen verblassen und sozusagen ausgegraut werden. „Der Patient kann sich immer weniger an dem Normalen erfreuen”, erklärt Torres, und Boulad ergänzt: „Die Sucht nach Kryptowährungen führt zu psychischen Symptomen wie Stress, Angst, Traurigkeit und Manie. Wichtig ist zu verstehen, dass eine Abhängigkeit immer nur daran gemessen werden kann, welche negativen Auswirkungen etwas auf das eigene Leben hat.” Die Menge, wovon auch immer die gewünschten Emotionen getriggert werde, spiele demnach keine Rolle.

Besonders durch die digitale Welt braucht es heute überhaupt kein physisches Suchtmittel mehr. Was im Social-Media die „Likes”, also die Jagd nach Anerkennung ist, ist im Kryptohandel der emotionale Nervenkitzel des schnellen Geldes. „Teilweise machen Leute dort innerhalb weniger Minuten mehrere 100.000 Euro Gewinn. Dementsprechend groß ist auch der Dopaminrausch, der damit in unseren Gehirnen einhergeht.” Besonders gefährdet seien hier die jungen Leute. „Das liegt zum einen daran, dass sie einen leichteren Zugang zu der neuen Technik haben, und zum anderen, dass junge Gehirne in der Regel anfälliger für eine Sucht sind als Ältere.” Erklärbar sei das meist durch die bereits vorhandene Lebenserfahrung und einer bei Erwachsenen abgeschlossenen Konditionierung. Besonders gefährlich: Der Kryptomarkt hat keine Öffnungszeiten. „Bei dem Handel mit Aktien ist es so, dass die Börse irgendwann zu macht, und man auf den nächsten Tag warten muss, um erneut einen Kick erleben zu können”, erklärt der Suchttherapeut und ergänzt, „der Handel mit Bitcoin und Co. findet immer und ständig statt, das macht es so intensiv für alle die sich darin verlieren.” Fallende Kurse würden so dazu führen, dass die Betroffenen ständig dem nächsten Gewinn hinterherjagen. Ein Suchtverhalten ähnlich wie bei Drogen oder Alkohol.

Die Therapie einer Kryptosucht unterscheidet sich ebenfalls kaum von anderen Suchttherapien. „Man muss zunächst verstehen, dass es keine Krankheit, sondern ein Zustand ist.” Krankheit bedeute nämlich etwas anderes als dass man selbst verantwortlich sei für den Istzustand. „Der Schlüssel bei der Therapie ist es, die alten Verhaltensmuster zu durchbrechen und durch neue, gesündere zu ersetzen.” Außerdem sei es wichtig zu verstehen, dass eine Sucht zwar unter Kontrolle gebracht werden könne, aber eben für den Rest des eigenen Lebens eine Sucht bleibe.

Die größte Chance, erst gar keine Abhängigkeit, egal welcher Art, zu entwickeln, liegt für Boulad in der Aufklärungsarbeit. „Wir müssen zuerst die Eltern informieren, damit die wiederum ihre Kinder beschützen können, indem sie erstens wissen, was mit ihrem Nachwuchs los ist, und zweitens ihrerseits durch Aufklärung gegensteuern können.

Mehr Infos: https://balancerehazentrum.de/