Finanziert durch Spenden, sorgen die beiden mit ihrer gemeinnützigen Organisation damit auch für weniger Plastikmüll auf der Insel, denn angefangen hat alles mit einer wiederbefüllbaren Edelstahlflasche, die zum Konzept gehört.
Im Juli 2019 wurde der erste öffentliche Trinkwasserspender von „Cleanwave” mitten in der Altstadt von Palma am Plaça de Mercat gegenüber dem Theater aufgestellt. Einen zweiten gibt es neuerdings im Carrer Oms, fünf weitere haben bereits eine Lizenz.
In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken hat die derzeit nur fünfköpfige Organisation innerhalb von zwei Jahren realisiert, wovon das Ehepaar 2017 noch träumte. Das zur Verfügung gestellte Trinkwasser der Stadt wird gefiltert und mit Hilfe von Kooperationspartner "Aguakmzero" aufbereitet. Ohne auf Plastikflaschen im Supermarkt zurückgreifen zu müssen.
Die von „Cleanwave” entwickelten Stahlflaschen zum Wiederbefüllen wurden bereits tausendfach verkauft, im mittleren fünfstelligen Bereich, wie Baier sagt. Das zeugt von Interesse an dem Thema.
Auch, dass sich der Stadtversorger Emaya dazu bereit erklärt hat, mit dem Verein zusammenzuarbeiten, ist ein deutliches Zeichen. Die Edelstahlflaschen, die man in den teilnehmenden Shops und online kaufen kann, werden in China zertifiziert produziert, „unter fairen Bedingungen”, betont Baier. Jeder kann aber auch seine eigene Flasche unter die Spender halten.
Auf seinen zahlreichen Reisen sieht der gebürtige Heidelberger, der seit gut 17 Jahren auf Mallorca lebt, wie bewusst oder unbewusst verschiedene Nationen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen.
„In den USA ist es mittlerweile ganz normal, seine eigene wiederbefüllbare Wasserflasche unterwegs dabei zu haben, auch auf Hawaii gibt es überall Auffüllstationen”, sagt der 44-Jährige.
Dem "Cleanwave"-Logo mit der blau-weißen Welle begegnet man auf der Insel immer häufiger. Mehr als 70 Auffüllstationen gibt es auf Mallorca momentan, zum Beispiel in Einkaufsläden, Bäckereien oder Yoga-Studios. Eine Karte derer und Möglichkeiten, mitzumachen oder auch Maschinen fürs Büro zu nutzen, findet man auf der Webseite cleanwave.org.
Dass der jahrelang gewohnte Umgang mit Plastikflaschen für eine Insel wie Mallorca schnell zum Problem wird, machen alleine die Zahlen deutlich: Von 1,5 Millionen Plastikflaschen, die pro Tag hier weggeschmissen werden, würden am Ende, so beruft sich Baier auf die Untersuchungen von „Cleanwave”, nur zehn Prozent tatsächlich recycelt.
Kurz erklärt: Von den 100 Prozent der benutzten Flaschen kämen nur rund 50 Prozent bei der Verbrennungsanlage von „Tirme” an, von dieser Menge sei nur die Hälfte brauchbar. Diese 25 Prozent kämen aufs Festland zum Recycling, wo noch einmal etwa die Hälfte aussortiert wird oder nicht brauchbar ist. Die aussortierten Mengen gehen entweder auf den Müllberg oder hier auf Mallorca in die Müllverbrennung. Wo der Rest landet? Das sieht man spätestens in der freien Natur und im Meer.
Ein erster wichtiger Schritt im 2017 begonnenen Projekt des dynamischen Ehepaars, das sich beim Studium in Südafrika kennenlernte, war, Hotel-Konzerne wie Tui und Iberostar zu überzeugen. „Vorher gab es für Tausende Mitarbeiter Kühlschränke mit Plastikflaschen, danach hat man nach und nach unsere Wasserzapfstellen zum Wiederauffüllen unserer Flaschen verwendet”, sagt Baier. Zunächst musste der studierte Betriebswirt viel Überzeugungsarbeit bei möglichen Kooperationspartnern leisten.
Er wünsche sich, dass das Problem an der Wurzel gepackt werde und auch die Lebensmittelindustrie das Problem anginge, anstatt nur aus wirtschaftlichem Interesse zu handeln. Seiner Meinung nach können am Ende die Konsumenten mehr bewegen: „Es ist wichtig, dass jeder selbst Entscheidungen trifft und sich seiner Stärke bewusst ist.”
Das soll schon bei den Kleinsten beginnen. Ein von „Cleanwave” gestaltetes Programm, „Fora Plàstics!” klärt Schüler spielerisch über die Bedeutung und die Auswirkungen von Einwegplastik auf. Aber auch dieser Einsatz an Schulen wie bisher auf Formentera koste Geld und sei vom Willen der Verantwortlichen abhängig, so Baier.
Line Hadsbjerg ist zudem Autorin und Produzentin des Aufklär-Films „Out of Plastics”. Dieser zeigt, dass die Probleme keineswegs weit von uns entfernt sind, sondern auch das Meer vor Mallorca bereits stark durch Plastik verschmutzt ist.
In diesem Monat steigt „Cleanwave” von einer Asociación zu einer Fundación auf, also vergleichbar mit den Pendants Verein und Stiftung. Damit erhoffen sich die Macher mehr Förderung, um noch mehr bewegen zu können.
Zu den nächsten Plänen zählt etwa, Mallorca inselweit mit Auffüllstationen zu versorgen. Pläne gibt es auch für Barcelona, die Kanaren und Andorra. Von Stadtwerken spanienweit bekomme das Paar Anfragen, weil man das System adaptieren wolle.
Baier sagt rückblickend: „Schon zu Schulzeiten habe ich den Spruch gehört: ‚Der Konsument hat die Macht’. Heute verstehe ich erst, was damit gemeint ist.”
Informationen, Shop und Spendenmöglichkeiten gibt es hier.
(aus MM 2/2020)
2 Kommentare
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Schade dass die Website schlampig programmiert ist und als erstes mal eine Browserwarnung auslöst. Prinzipiell würde ich das unterstützen, denn seil längerem suche ich eine praktikable Lösung, um den hohen Verbrauch von Plasikflaschen zu vermeiden.
Eine tolle Initiative und ein kleiner Schritt in die richtige Richtung - aber gab es nicht schon einmal vor ca. 2.000 Jahren ein nahezu europaweites Reich, in dem an vielen Orten eine reibungslos funktionierende Trink-Wasserversorgung aufgebaut wurde. Mit Aquädukten, Badehäusern und Springbrunnen ...? Warum schaffen das heute weniger Länder als damals?