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Auf den ersten Blick sieht die "Alaina" aus wie ein gewöhnliches Segelschiff. Die Geheimnisse des Zweimast-Schoners verbergen sich in der Bordtechnik. Besitzer Daniel Méndez hat die "Alaina" in ein weitgehend "grünes Segelboot" verwandelt. Vom 19. November bis zum März liegt die Yacht, deren Heimathafen San Antonio auf Ibiza ist, im Hafen von Palma. Méndez will in dieser Zeit andere Bootseigner von seinem Projekt überzeugen.

Rund 60.000 Euro hat der Spanier in die grüne Technologie investiert. Die Bordelektrik wird jetzt fast ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben, drei Sonnenkollektoren mit jeweils 330 Watt auf Deck versorgen 16 Batterien.

Méndez arbeitet seit 25 Jahren als Skipper und hat in den vergangenen Jahren die Verschmutzung des Meeres, speziell rund um die Balearen, verfolgt. Obwohl Segelschiffe zu den umweltfreundlichsten Transportmitteln auf dem Meer gehören, tragen auch sie zur Wasserverunreinigung bei, unter anderem durch die Verwendung von Verbrennungsmotoren, wenn die Segel nicht gesetzt sind: "Bei einem Charterausflug haben Sie normalerweise sechs bis acht Stunden am Tag den Motor laufen", sagt Méndez.

Aber auch die Entsorgung von Abfällen und der Einsatz von Generatoren für den Betrieb der Elektrik an Bord, etwa für Küchengeräte oder die Musikanlage, schlagen negativ zu Buche. "Die Nutzung von Energie für die Beleuchtung und Geräte an Bord kommt dem Benzinverbrauch für den Antrieb gleich."

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Umweltbewusstsein fange bei Kleinigkeiten an und daran hapere es seiner Beobachtung nach oft: Viele Ausflugsboote, wie die Katamarane in der Bucht von Palma, hätten nicht mal Aschenbecher an Bord. Die "Empfehlung" der Skipper laute dann, den "Großen" zu nehmen. Bislang gebe es auch keine Gesetze, die Bootseigner zum Recyceln verpflichten. Auf der "Alaina" wird der Müll dennoch getrennt. Außerdem wurden Hydrohybrid-Motoren eingebaut, eine Mischung aus Verbrennungs- und Wasserstoffmotor.

Im Jahr 2011 gründete Daniel Méndez die Initiative "Green Gullet" - ein Wortspiel aus den englischen Wörtern für Schoner (gulet) und "Abfluss" (gullet). Sein Ziel: Schiffseigner zu überzeugen, einen Beitrag zur Erhaltung der Meere zu leisten und die Verschmutzung der Gewässer deutlich zu reduzieren. "Null Verschmutzung im Segelsport" will Méndez langfristig erreichen. Sein 26,50 Meter-Schoner soll dafür als Vorbild dienen.

Der Idealist kann auch ökonomische Argumente liefern. "Die Investition hat sich innerhalb eines Jahres nahezu amortisiert", sagt er. Bei 30 Personen an Bord laufe der benzingetriebene Generator normalerweise sechs bis acht Stunden. Durch die Solarenergie kann er komplett darauf verzichten. Die jährlichen Benzinkosten von 12.000 Euro konnte er so auf 5000 Euro verringern. Insgesamt habe er den Energieverbrauch um 70 Prozent gesenkt, ebenso wie die CO2-Emissionen. Auch mit kleineren Veränderungen hat er Erfolge erzielt. So wurden in der Bordküche der "Alaina" der stromfressende Induktionsherd gegen einen Gasherd getauscht und energieeffiziente Küchengeräte angeschlossen.

Ökologische Segelboote sind bislang jedoch eher ein Nischenthema, speziell was den Einsatz von Solarzellen betrifft. "Das eignet sich vor allem für kleine Schiffe. Wir haben Yachten ab 25 Meter Länge, die kommen mit Solarenergie für die Bordtechnik nicht hin", sagt Diego Colón von der Schiffswerft Artilleros de Mallorca. Sie arbeiteten vor allem mit effizienteren Motoren. Allein bei der Beleuchtung können sie damit 80 Prozent sparen, sagt Colón.

Mendéz sucht unterdessen weiter nach Gleichgesinnten. Mit ersten Erfolgen: Auf dem historischen Schoner "Rafael Verdera", der Touristen durch die Bucht von Palma schippert und normalerweise am 6. Januar die "Heiligen Drei Könige" in Palma an Land bringt, werden Solarzellen montiert. Am kommenden Dreikönigstag soll die "Alaina" Kaspar, Melchior und Balthasar anlanden: "Das werden die grünsten Heiligen Drei Könige aller Zeiten."