"Ich gehe dahin, wo unsere Wähler sind. Hier gibt es mehr als in mancher deutschen Kleinstadt", meinte Wolfgang Gerhardt am Rande der Aktion, die sehr umstritten war und für einige Diskussionen gesorgt hat. Ein Sprecher der mallorquinischen Partei PSM sagte: "Der Eindruck wird immer stärker, dass die Balearen ein deutsches Bundesland sind."
Deutschland steht wieder vor der Bundestagswahl. Am 22. September wird abgestimmt. Erneut ist es jemand aus der FDP, der in Sachen Wahlkampf auf der Lieblingsinsel der Deutschen vorprescht. Der liberale Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen will in den kommenden Wochen nach Mallorca kommen und hier auch um die Stimmen von wahlberechtigten Deutschen werben. Einen diesbezüglichen Bericht der "Welt" bestätigte der Hamburger Politiker auf MM-Anfrage. Wie er ganz konkret wahlkämpfen will, das steht allerdings noch nicht fest.
Müller-Sönksen scheint in seiner Partei ein "Einzeltäter" zu sein. FDP-Generalsekretär Patrick Döring erklärt: "Die FDP plant keine besonderen Wahlkampfaktivitäten auf Mallorca. Wir wollen, dass sich die Menschen in Ruhe erholen können."
Und wie sehen es die anderen Parteien?
MM hörte sich in den Zentralen um. Bei der CDU hat man Auslandsdeutsche zwar auf dem Zettel, bleibt aber hinsichtlich des Wahlkampfs lieber in der Heimat. Aus der CDU-Bundesgeschäftsstelle verlautet: "Der Wahlkampf der CDU richtet sich an alle deutschen Wählerinnen und Wähler, ganz gleich, ob sie in Deutschland oder im Ausland leben. Auch wenn wir keine Aktionen auf Mallorca durchführen werden, können wir dennoch beispielsweise mit unseren vielfältigen Online-Aktivitäten sicher viele dort lebende Deutsche erreichen."
CSU-Pressesprecher Jörg Säuberlich kurz und knapp: "Wir äußern uns nicht zum Thema Mallorca-Wahlkampf."
Von der Linkspartei war zu erfahren, dass man Anzeigen in deutschsprachigen Medien in Spanien schalten werde.
Der Bundespressesprecherin der Piratenpartei, Anita Möllering, waren keine Mallorca-Aktivitäten bekannt. "Da bei uns aber immer laufend neue Ideen eingebracht und realisiert werden, kann es durchaus sein, dass es noch Aktionen geben wird."
Keine konkreten Antworten kamen bis MM-Redaktionsschluss von SPD, Grünen und der neuen "Alternative für Deutschland".
Macht es denn überhaupt Sinn für deutsche Parteien, auf Mallorca um Stimmen zu buhlen?
"Von Wahlkampf auf Mallorca halte ich nichts", meint Politikberater Michael H. Spreng, der zwischen Berlin und seinem Zweitwohnsitz in Molinar pendelt. Der einstige Wahlkampfmanager von Edmund Stoiber weiter: "Die Menschen wollen Urlaub machen und dabei nicht von Politikern belästigt werden. Ich glaube, Politiker, die Wahlkampf auf Mallorca machen, tun dies nur in der Hoffnung, damit in die Medien zu kommen. Eine reine PR-Aktion."
Großes Medienecho hat Wolfgang Gerhardt 1998 erreicht. Anekdote am Rande: Das Plakat stand an der Autobahnausfahrt zum Flughafen. Der FDP-Chef wünschte also vor allem jenen Mallorca-Touristen "Schönen Urlaub", die gerade auf der Heimreise waren ...
2 Kommentare
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Natürlich ist es legitim das Parteien aus Deutschland innerhalb der EU werben - denn was Firmen oder anderen als Niederlassungsfreiheit in teuerer und müsamer Kleinarbeit ermöglicht wird sollte auch für Parteien gelten.Das man sich hierfür z.B. Mallorca im Sommer aussucht ist logisch.Nicht nur wegen der Urlauber, auch wegen der vielen Residenten die sicher eher zur Wählerschaft der FDP CDU etc. zählen dürften und manchmal vergessen haben, daß Sie zwar nicht mehr in Deutschland sind, jedoch Entscheidungen aus Deutschland durchaus auch in Ihrer neuen Wahlheimat (z.B. Mallorca) zu spüren bekommen."Aus den Augen - aus dem Sinn" funktioniert nicht mehr im verwaltungstechnisch gut vernetzten EU-Europa.Daher ist es durchaus sinnvoll als Auslandsdeutscher an die Wahlen erinnert zu werden ... auch von der FDP
Und wer bezahlt seine Mallorca- reise? Wolfgang Gerhardt oder wie immer der Steuerzahler???