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Geflochtene Sohle aus Sisal, Hanf oder Pfriemgras, das Obermaterial aus dünnem Leinen- oder Baumwollstoff – fertig ist einer der erfolgreichsten Sommerschuhe des Jahrhunderts.

Die Namen der bequemen Latschen sind dabei fast ebenso vielfältig wie die Modelle, die heute angeboten werden: In Spanien heißen sie Espadrilles oder Alpargatas, in Katalonien und auf den Balearen Espardenyes, in Deutschland Espandrillas oder Espadrillos – die Bezeichnungen gehen bunt durcheinander.

Dass die preiswerten Treter aus dem Süden Europas stammen, ist wohl unbestritten. Über die genaue geografische Herkunft der Sommerschuhe gibt es allerdings unterschiedliche Versionen: Fischer aus dem Baskenland sollen einst die Schlappen aus Stroh und Stoff erfunden haben, aber auch die Mallorquiner beanspruchen die Erfindung dieser Schuhe für sich. Das Wort Espadrilles zumindest kommt aus dem Provenzalischen. Vermutlich ist es auf das ursprünglich für die Sohle verwendete Espartogras (Steppengras) zurückzuführen.

Außerhalb Spaniens wurden die Espadrilles unter anderem durch Sofia Loren bekannt. Die italienische Schauspielerin trug die Schuhe in den 50er Jahren in zahlreichen Filmen. Auch an den Füßen der späteren Fürstin von Monaco, der US-Schauspielerin Grace Kelly, wurden sie gesehen, und Annette Bening lustwandelte darin durch die sattgrüne Landschaft der Fidschi-Inseln im Film „Perfect Love Affair”.

In Deutschland kamen die Espadrilles als Sommersaisonartikel in den 1980er Jahren groß in Mode und wurden vor allem von jungen Leuten gerne getragen. Schon im gleichen Jahrzehnt führten Billigimporte aus dem asiatischen Raum zu einem harten Konkurrenzkampf mit den ursprünglichen europäischen Herstellern, was zu einem teils dramatischen Preisverfall führte.

Einfachste Modelle kosten heute weniger als zehn Euro, doch auch bekannte Designerlabels bringen seit Jahren Espadrilles-ähnliche Modelle mit Aufdrucken in Markenfarben oder mit Lederschaft zu entsprechend höheren Preisen auf den Markt. Und so konnte der einfache Stroh- und Stoffschuh seinen modischen Schaulauf um die ganze Welt antreten.

In diesem Sommer gehört eine Variante der Espadrilles zum Beispiel auf den Straßen Manhattans zum täglichen Bild: In allen Farben, mit Gummisohle und Obermaterial aus Leder, soll er auch feuchtem Wetter trotzen. Natürlich hat auch diese Variante ihren Ursprung in Spanien: Der bekannteste Hersteller für Lederespadrilles, die dem klassischen Original am nächsten sind, ist das in Alicante fertigende Label Lika Mimika.

Der Erfolg dieser Schuhe führte dazu, dass es heute bei Weitem nicht nur flache Modelle gibt: In der Sommerkollektion namhafter Modelabels wie Hermès, Zanotti, Ungaro, Marc Jacobs oder Louis Vuitton fanden sich 2005 zum Thema „Riviera-High-Society-Shoe“ oder „Dolce-Vita-Espadrilles“ zahlreiche Leinenschuhe als reine Damenmodelle mit Keilabsatz. Inzwischen gibt es auch die Absatz-Variante zu erschwinglichen Preisen.

Wer auf Mallorca dieser Tage auf der Suche nach einem der zahlreichen Modelle ist, wird in beinahe jedem Schuhgeschäft fündig: In Stoff oder Leder, mit gummiverstärkter Sohle, schwindelerregenden Keilabsätzen oder zierlicher Schnürung, mit Glitzeraufdruck oder in Neonfarben, die Auswahl ist ebenso riesig wie die Preisunterschiede der einzelnen Modelle.

Am beliebtesten sind allerdings nach wie vor die einfachen Espadrilles, mit Strohsohle und leichtem Stoff, für wenig Geld, gemacht für einen Sommer. Länger halten sie meist nicht, leiern aus oder sterben im Sommerregen. Denn wenn die Sohlen nass werden, quellen sie auf und sind nach dem Trocknen untragbar. Dann wirft man sie weg und kauft sich im nächsten Sommer ein paar neue.

Nächste Woche: „Aubarcas, die Klassiker unter den Inselschuhen”