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Mallorca – Die „Qualitäten eines hervorragenden Rennpferdes” bescheinigt ihm „Wetten, dass ..?”-Regisseur Frank Hof. Ganz klar: Thomas Gottschalk braucht Auslauf. Und das nicht nur, was Sendezeit und sonstige kreative Spielräume betrifft. Bei der dritten Live-Übertragung der großen Samstagabend-Show aus Palma de Mallorca kriegt das beste Pferd im ZDF-Stall deshalb nun gleich die ganze Stierkampfarena: 360-Grad-Bespielung heißt dieses Mal die Losung, die natürlich auch das gesamte Produktionsteam vor neue Herausforderungen stellt: „Ein besonderer Reiz”, findet Frank Hof, der sich schon vor zwei Jahren in Palma schwer getan haben will, „aus der Arena ein Amphitheater zu machen.” Auch wenn ihm Ordnung normalerweise wichtig sei: „Hier freue ich mich schon auf die Unordung.”

Übersichtlichkeit für die mehr als 9000 Zuschauer, die diesmal ausschließlich auf den alten Steinbänken Platz nehmen – das Innere der Arena wird wegen der 360-Grad-Bespielung nicht bestuhlt –, soll die Spidercam garantieren: Die Kamera sitzt wie eine Spinne in einem Netz, das von den Dächern der vier Türme so gespannt ist, dass sie nahezu jeden Punkt der Arena erreicht. Primäres Ziel der ansonsten „puristischen Inszenierung mit wenig Bühneneinbauten”, so Frank Hof: „Wir wollen die Einzigartigkeit des Ortes nutzen und für die Fernsehzuschauer ins Bild setzen.”

Und weil das nicht weniger als rund 13 Millionen sind, die „,Wetten, dass..?” als Europas größte Samstagabend-Show zusammen in Österreich, der Schweiz und Deutschland durchschnittlich erreicht, dürfte der Werbeeffekt für Mallorca auch diesmal wieder enorm sein, befindet Medienexperte Professor Dr. Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital-Instituts Berlin: „Das ist eine gigantische Promotion für die gesamte Insel.” „Wetten, dass ..?” sei, egal wo, inzwischen zum medialen Ereignis avanciert, das „schon im Vorfeld eine enorme bundesweite Begleit-Publicity” habe. Als einziger ausländische Sendeort rücke Mallorca besonders ins Zentrum des öffentlichen Interesses. „Und das spezielle lokale Ambiente innerhalb eines einmaligen Jahres-Events verankert die Destination zusätzlich im Bewusstsein der Zuschauer.” Die über 9000 Sitzplätze in der Arena wurden zum großen Teil in Verbindung mit einem Reisepaket verkauft – kein Wunder also, dass auch der Tourismusverband „Fomento del Turismo de Mallorca” dem ZDF-Format schon 2007 ein „Diplom” verlieh.

Zentraler Grund für die Auszeichnung, so Fomento-Präsident Álvaro Middelmann, sei die Botschaft in Millionen Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu bringen, „dass Mallorca ein ideales Reiseziel für den nächsten Urlaub ist. Daher freuen wir uns besonders, dass sich das ZDF auch in diesem Jahr wieder für Mallorca als Sendeort entschieden hat.”

Dass innerhalb des Sendekonzepts auf explizite Inselmotive bewusst verzichtet wird – es gibt weder „mallorquinisch angehauchte” Themen noch Show-Acts oder Wetten – sei sogar ein werbewirksamer Vorteil, findet Medienprofi Jo Groebel: „Der prägnante historische Ort spricht für sich. Alles weitere könnte einen verstärkten PR-Charakter vermitteln, der die Attraktivität nur schmälern würde.” Leuchtet ein: Palmas „Coliseu”, das fünf Wochen nach „Wetten dass..?” 80 Jahre alt wird – 1929 wurde es von dem bekannten Architekten Gaspar Bennazar errichtet –, gilt als eines der schönsten Bauwerke seiner Art.

Dass es mitten in einem Wohngebiet liegt, führte leider bereits häufiger zu Problemen. Die direkten Anwohner leiden nicht nur unter „akustischer Kontamination”, wenn TV-Großevents wie jetzt ihren Alltag an die drei Wochen in Mitleidenschaft zieht. Aber auch darauf hat sich das ZDF-Team diesmal besonders eingestellt: „Zur Stromversorgung”, betont der zuständige Pressesprecher, Dr. Peter Gruhne, „werden Aggregate eingesetzt, die die niedrigsten Emissionswerte und die geringste Geräuschentwicklung aufweisen, die man derzeit erzielen kann.”

Bleibt abzuwarten, ob die Rinderställe des „Coliseu”, wie schon bei der „Wetten, dass ..?” Palma-Premiere 1999, erneut zu VIP-Garderoben umgebaut werden. Spannend auch die Frage, ob Thomas Gottschalk vor Beginn der Live-Übertragung wie 2007 erneut im Morgenmantel in der Stierkampfarena herumturnt, um das Publikum in Stimmung zu bringen. Und: Wie wohl sein Mallorca-Outfit diesmal ausfällt? Nicht nur der Moderator dürfte schon mit den Hufen scharren.