Hallo, Liebling!

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Vor der Tür der Wohnung in Molinar liegt ein Fußabstreifer mit eingewebtem Herzen – kein Wunder, bei Bente Schmidt hat vor wenigen Wochen die Liebe Einzug gehalten. Alles begann am 3. November 2008. Weil sie sein Bild so sympathisch fand, klickte die Flensburgerin, seit sechs Jahren auf der Insel, bei den „Are you interested“-Seiten von Facebook das Bild des 35-jährigen Steffen an. Er klickte sofort zurück – der Beginn einer Liebesgeschichte. Ende Januar wird Steffen, ein Däne aus der Nähe von Kopenhagen, zu Bente nach Mallorca ziehen, die beiden suchen gerade eine Wohnung: „Ich bin so wahnsinnig verliebt in diesen Mann“, schwärmt sie mit einem Lächeln. Ein Internetmärchen. Und gar nicht so selten.

Quirlig und süß anzusehen turnt die anderthalbjährige Juli zwischen ihren Eltern auf dem Sofa umher. „Ilove.de“ hat Anja und Michael, die 29-Jährige aus Schwarzenberg und den 35-jährigen Wiener zusammgebracht – kurz nach der Geburt von Juli zogen sie auf die Insel. Immer mehr Paare lernen sich mittlerweile über das Netz kennen, sei es über Partnersuchseiten wie „Ilove“, „Elite“, „Match“, „Parship“, „Be2“ oder über eine Internetcommunity, in der aus Freundschaft Liebe werden kann. In der Regel sind Partnerportale für Männer kostenpflichtig, für Frauen kostenlos. „Ich treffe mich einfach gern mit neuen Leuten“, erzählt Anja, „viele meiner Freundschaften habe ich im Internet geknüpft.“

Auch als Michael und sie sich das erste Mal trafen, als er ein paar Tage geschäftlich in ihre Gegend kam, blieb das Herzflimmern zunächst aus, eine Freundschaft bahnte sich an. Aber dann, nach einem Spieleabend und vor der Bildschirmkulisse von „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ der erste Kuss... „Es ist doch einfach mittlerweile sehr schwierig geworden, jemanden kennenzulernen“, meint Michael, „ich als Gastronom hatte gar keine Zeit, bis spät abends wegzugehen, um Kontakte zu knüpfen.“

Bente beschreibt das Flirten im Netz auch als „prickelnder“ als das in einer Bar: Man lernt den anderen auf einer sehr persönlichen Ebene kennen, kann schneller in die Tiefe gehen.

Aber in einer Sache ist es dann doch wie im wirklichen Leben – nicht immer ist, was sich virtuell wie die große Liebe anhört, auch der Volltreffer bei der ersten realen Begegnung. „Man darf nicht die rosarote Brille aufsetzen“, meint die 33-jährige Susanna aus Hannover, die seit fünf Jahren in Palma lebt, „ich hatte eine ganze Reihe Negativerfahrungen, bevor es endlich geklappt hat. Ich erinnere mich an eine Frau, mit der ich mich auf der Plaça d'Espanya traf. Sie hatte sich online ganz anders beschrieben, als sie wirklich aussah, fing gleich an, völlig gestörte Geschichten von Ex-Beziehungen auszupacken und war am Ende noch sauer, weil ich sie nicht geküsst habe.“

Einmal flog Susanna sogar extra nach Deutschland, um zwei Dates zu haben: Die eine Internetbekanntschaft versetzte sie – die andere ließ nach wenigen Monaten in der Heimat alles zurück, zog zu Susanna nach Palma – im nächsten Jahr wollen die beiden in Sóller heiraten. „Gerade hier auf der Insel ist das Internet eine super Alternative, um einen Partner zu finden“, sagt Susanna, „es eröffnet einfach so wahnsinnig mehr Möglichkeiten und man spürt schneller, ob etwas passen könnte. Eines aber würde ich jedem vor einem Blind-Date ans Herz legen: Lassen Sie sich immer Fotos schicken!“