Mit wedelndem Schwanz kommt Beethoven langsam auf Rita und José
zu und schnappt sich genüsslich eine Banane. Er ist noch etwas
wackelig auf den Beinen, die linke Pfote ist verbunden, und kahle,
teilweise geschwollene Stellen am Körper des jungen Bernhardiners
zeugen von den Qualen, die der Hund vor Kurzem erlitten hat. Es
gehe ihm Tag für Tag ein bisschen besser, versichert Rita Efkemann,
doch der Weg zur völligen Genesung sei noch lang.
Dass der Vierbeiner von nun an in liebevollen Händen ist, hat er
gleichermaßen seinen neuen Besitzern, den Eheleuten Rita Efkemann
und José Muñoz, als auch den Tierärzten der "Clínica Veterinaria
Peguera" zu verdanken. Einer von ihnen, Dr. Riccardo Giglioli,
erhielt am Abend des 26. August den Anruf von einem Hundebesiter.
"Der Spanier bat mich, zu ihm nach Hause zu kommen, um nach seinem
kranken Hund zu sehen."
Zusammen mit José Muñoz, der ihn schon öfter zu "Patienten"
begleitet hatte, machte Riccardo sich auf den Weg zu der Finca in
Calvià. "Was uns dort erwartete, war ein Bild des Grauens",
erinnert sich der Tierarzt heute. "Der Bernhardiner lag im Hof,
bewegte sich nicht mehr, konnte nicht einmal den Kopf heben. Das
Tier war offensichtlich schon lange Zeit schwer krank gewesen und
zeigte kaum noch Lebenszeichen. Das Fell war übersät mit Hunderten
von Zecken, der Körper voller kahler, entzündeter Stellen",
schildert er weiter. "An mehreren Stellen hatten Ratten dem Hund
große Wunden in die Haut gebissen, es ist kaum zu beschreiben."
Riccardo empfahl dem Hundebesitzer, das Tier auf der Stelle
einzuschläfern, um es von seinen Leiden zu befreien. "Aber der Mann
bekniete mich regelrecht, ihn mitzunehmen und zu versuchen, ihm das
Leben zu retten, obwohl er sich offensichtlich bis dahin überhaupt
nicht um das junge Tier gekümmert hatte. Er hatte ihm Wasser und
Futter gegeben, aber noch nicht mal einen Namen." Die Warnung des
Tierarztes, dass die Behandlung teuer werden könne, schreckte den
Spanier zunächst nicht ab.
Riccardo und José brachten das halb tote Tier in die Praxis, und
das Tierarztteam begann noch in derselben Nacht mit den
lebensrettenden Maßnahmen. Sie legten den Hund an den Tropf, gaben
ihm starke Medikamente, versorgten die Wunden und begannen, in
mühsamer Arbeit Hunderte von Zecken, Stacheln und Gräser aus der
Haut zu entfernen. "Wir wussten am Anfang nicht, ob das Tier
überlebt, doch am dritten Tag hob Beethoven, wie er inzwischen
getauft worden war, den Kopf und begann zu trinken." Erst am
Freitag habe sich dann der Hundebesitzer gemeldet. "Wir dachten, er
wäre froh zu hören, dass sein Tier überlebt, aber als er erfuhr,
dass sich die Behandlungskosten schon auf über 700 Euro beliefen,
verlor er schnell das Interesse und wollte plötzlich doch, dass der
Hund eingeschläfert wird. Das war das Letzte, was wir von ihm
gehört haben."
Das Team der Tierklinik war sprachlos und weigerte sich
natürlich, den Vierbeiner zu töten. Statt dessen startete Riccardo,
der den Hund jetzt kostenlos behandelt, einen Aufruf im Radio, um
Spenden für die teuren Medikamente zu erhalten, die noch monatelang
benötigt werden. Und er schaltete das "Colegio de Veterinarios",
die tierärztliche Vereinigung der Balearen ein, die Anzeige wegen
schwerer Misshandlung gegen den Hundebesitzer erstattet hat. "Wir
haben schon viele Spenden eingenommen, werden aber noch mehr
benötigen, denn Beethoven ist zwar ,über den Berg', aber noch lange
nicht gesund", betont Riccardo. Auch jetzt, fünf Wochen später,
würden sich immer noch Hautstellen durch eingewachsene Gräser
entzünden, Blut- und Leberwerte seien noch nicht ideal, und viele
Wunden müssten noch abheilen.
Bei Rita, José und ihrem sechsjährigen Sohn Noel hat Beethoven
derweil ein liebevolles Zuhause gefunden, denn der Spanier und
seine deutsche Frau nahmen den Hund vor vier Wochen zu sich. Die
tierliebe Familie kümmert sich nicht nur um dieses, sondern auch um
andere herrenlose oder verlassene Tiere; auf der Finca bei Calvià
wimmelt es nur so von Hunden, Katzen, Schafen, Ziegen oder Hühnern.
"Die Verbände wechseln wir mittlerweile selber, aber für die teuren
Medikamente brauchen wir dringend Unterstützung", sagt Rita.
Die Tierärzte wollen diesen Fall jetzt zum Anlass nehmen, um den
Wert eines Tierlebens zu betonen. "Es sind lebende Wesen, die
Respekt und Achtung verdienen, und die auf die Menschen angewiesen
sind", sagt Riccardo. Sollte von den Spenden etwas übrig bleiben,
werde er sich mit diesem Geld für Aktionen an den Schulen stark
machen, um Kindern den Umgang mit Tieren zu erklären.
Wer mithelfen möchte, die weitere Behandlung des jungen Hundes
zu unterstützen, kann dies durch eine Spende auf das Konto bei Sa
Nostra, Kontonummer 2051 0139 80 1070002005 tun, mit dem Vermerk
"Beethoven".
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