Eigentlich wollten wir an dieser Stelle unserer Enttäuschung
Ausdruck verleihen, dass Palma nicht mit Madrid Olympia-Gastgeber
2012 geworden ist. London hatte es nicht verdient, finden wir.
In der Tat: Das, was am Donnerstag in London passierte, hat die
Stadt nicht verdient. Das weiß keiner besser als die Spanier, die
mit ihrem 11. März die Erfahrung von koordinierten
Terror-Anschlägen auf unbeteiligte Nutzer der U-Bahn bereits
gemacht haben. Madrid ärgert sich daher nicht über London. Madrid
fühlt mit London. Dabeisein ist eben nicht alles, wenn es darum
geht, dass man sich dort aufhält, wo Bomben hochgehen. Grausam hat
sich die Redensart bestätigt, wie nah Freud' und Leid sind.
Dabeisein ist aber doch alles, wenn es darum geht, europäische
Grundwerte zu verteidigen. Da sitzen Menschen in London, Madrid und
Mallorca im selben Boot. Das können auch Radikale nicht ändern.
MM-Redakteurin Gabriele Kunze, zur Zeit in London auf Urlaub,
berichtet von einem seltsamen Gefühl der Solidarität. Davon zehren
Madrileños und New Yorker bis heute. Die vergangenen Anschläge
zeigen aber auch: Das Leben geht weiter. Nichts kann die Attentäter
mehr ärgern als die offensichtliche Erfolglosigkeit ihrer
Bemühungen, unseren Lebensstil zu verändern.
Auch die Zeitung, die Sie gerade in Händen halten, ist dafür
Ausdruck. Als am 11. September 2001 die Anschläge in den USA die
Welt erschütterten, haben wir uns noch dafür entschuldigt, dass wir
auch über etwas anderes als den Terror berichten. Als am 11. März
2004 die Bomben in Madrid die Welt erschütterten, standen in
MM viele „ganz normale” Geschichten und Nachrichten. So ist
es auch jetzt. Sicher, wir hätten gerne ausführlicher
berichtet.
Bis zum Redaktionsschluss war die Nachrichtenlage allerdings
noch so unübersichtlich, die Telefonverbindungen in die britische
Hauptstadt so schlecht, dass man als wöchentlich erscheinende
Lokalzeitung nur wenig zur Aktualität beitragen kann. Aber wir
wollen auch zeigen, dass wir uns von Terroristen nicht die
Tagesordnung vorschreiben lassen.
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