Es war ein ganz normaler Donnerstagmorgen. Zehntausende Pendler
fuhren mit Bussen und U-Bahn in das Londoner Zentrum, und ihre
Landsleute im Mallorca-Urlaub, jedenfalls die, die schon wach
waren, freuten sich auf einen sonnigen Tag am Strand.
Um 8.51 Uhr explodierte kurz unter der Subway-Haltestelle
Liverpool Station eine Bombe, es folgten weitere Detonationen, zwei
in der U-Bahn, um 9:45 Uhr riss eine vierte Explosion das Oberdeck
von einem Doppeldecker-Bus.
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, auch in dem
Zentrum des britischen Tourismus auf Mallorca, Magaluf.
Die Frühaufsteher weckten ihre Landsleute mit den schockierenden
Neuigkeiten auf. Die Engländer suchten sich Fernsehgeräte, um
Nachrichten aus der Heimat mitzubekommen. Statt am Strand hielten
sich viele in ihrem Hotelzimmer auf, um auf dem neuesten Stand zu
bleiben.
Neben Schock und Entsetzen war die Sorge um Verwandte und
Freunde in London das dominierende Gefühl. Obwohl die britischen
Mallorca-Urlauber zum Großteil aus den Industrie-Städten nördlich
von London kommen, versuchten doch etliche, ihre Liebsten in der
Hauptstadt zu erreichen – meist erfolglos. Denn das englische
Handynetz war innerhalb kurzer Zeit überlastet, die Betreiber
schalteten auf Notfallmodus, der Anrufen der Sicherheits– und
Notfalldienste Priorität gewährt. Wer konnte, suchte sich einen
Festanschluss.
Unter den Mallorquinern in London scheint niemand von den
Attentaten direkt betroffen, auch MM-Reporterin Gabriele Kunze, zur
Zeit im Urlaub in London, war weit von den Attentaten entfernt. Aus
dem Hotel Meliá White House, das zur mallorquinischen Kette Sol
Meliá gehört, hieß es, alle Insulaner seien wohlauf. Auch den etwa
30 Jugendlichen aus Palma, die mit einem Austauschprogramm in
London weilen, geht es gut.
Ob und wie die Reisebranche von den Anschlägen betroffen sein
wird, war am Donnerstag noch nicht abzusehen. Zunächst lief alles
völlig normal, die Flugverbindungen zwischen Son Sant Joan und
London der Airlines Easyjet, GB Airways, Air Berlin und British
Airways jedenfalls wurden planmäßig und ohne Verspätung
abgewickelt. Allerdings wurde offiziell empfohlen, am Donnerstag
nicht nach London zu reisen.
Wer bereits eine Reise oder Flug gebucht hatte, kann damit
rechnen, kostenlos umgebucht zu werden. Die Air Berlin bietet
diesen Service für Passagiere an, die am 7. oder 8. Juli einen Flug
von oder nach London gebucht hatten.
Beim Verband der spanischen Reiseveranstalter geht man davon
aus, dass es mittel– und langfristig zu keinen Rückgängen im
Tourismus kommen wird, weder bei Reisen nach London noch bei
Briten, die in Spanien Urlaub machen. Nach den Madrider Attentaten
sei es ähnlich gelaufen.
Zumindest auf Mallorca scheint es auch kurzfristig keine
Auswirkungen zu geben, der britische Veranstalter Thomson
jedenfalls berichtete, dass die Abwicklung aller Pauschalreisen am
Donnerstag „völlig normal” verlaufe.
Der Wut und der Trauer der schätzungsweise 150.000 britischen
Urlauber und Residenten auf der Insel haben sich die Einheimischen
und Besucher aus anderen Ländern angeschlossen. Die balearische
Regierung erklärte, man sei „tief erschüttert”. Da Spanien ein
ähnliches Attentat erleiden musste, könne man den Schmerz und die
Trauer nachempfinden, heißt es in der Erklärung weiter.
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