Die Schlagzeile war nur vier Wörter lang, aber 27 Zentimeter
breit, zehn Zentimeter hoch und sensationell:
„Helmut Kohl: Neues Glück!”
So berichtete „Bild” am Samstag, 23. April, auf Seite 1 über den
75jährigen und die neue Frau an seiner Seite – Maike Richter, 42,
und damit 33 Jahre jünger. Das heißt: Sie war 19, als Kohl 1982 zum
ersten Mal Kanzler wurde.
Was „Bild” und tags darauf auch „Bild am Sonntag” nicht wussten:
Die Romanze entwickelte sich auch auf Mallorca. So eine Geschichte
ist kein Einzelfall auf der Insel der Gefühle: Man erinnert sich
noch gut an die Bilder des damaligen Verteidigungsministers Rudolf
Scharping und seiner späteren Frau Kristina Gräfin Pilati, die im
Sommer 2001 auf einer Finca bei Campos im Pool planschten wie
verliebte Seehunde.
Oder an Boris und Barbara Becker, die mal spurlos verschwanden
auf Mallorca und dann durch Zufall in Cha–Cha Thelers wunderbarer
„La Reserva Rotana” bei Manacor entdeckt wurden. Neu ist der Fall
des Immobilien–Königs Matthias Kühn mit dem Model Sarah Kern, die
bei einem an sich harmlosen Fotoshooting im Januar in Palma ihre
Zuneigung entdeckten.
Die Hochzeitsreise von Fürst Rainier und Grace Kelly hatte vor
genau 49 Jahren auch nach Mallorca geführt, und die ersten
zärtlichen Bilder, die je von Caroline von Monaco und Ernst August
von Hannover gemacht werden konnten, entstanden auf der Grimaldi–
Yacht „Pasha III” in der Bucht von Formentor.
Spielt nicht der romantischste Roman der Neuzeit, geschrieben
von Brigitte Blobel unter dem Titel „Die Liebenden von Son Rafal”,
auch auf Mallorca? Und dann gibt es natürlich noch den Aufenthalt
des Ur–Liebespaares George Sand und Frédéric Chopin vor rund 170
Jahren, deren winterliche Zweisamkeit den guten Testosteron–Ruf
Mallorcas geradezu begründete.
Es muss an den immer wieder vermuteten ge-heimnisvollen
Erdstrahlen liegen. Am Zusammenspiel von Meeresbrise und
Blütenduft, Pinien–Aroma und dem heimeligen Bimmeln von
Schafglocken. Am Wolkenspiel vor tiefblauem Himmel und dem Rauschen
der Wellen. An der Fruchtbarkeit des roten Bodens und jener
mystischen, unerklärlichen Atmosphäre, die einen Menschen zum
anderen sagen lässt: „Ich geh' schon mal ins Bad, zieh' du dich
inzwischen aus.”
Der weise Rechtsanwalt und Freiherr Hans von Rotenhan in Palma
hat das mal so formuliert: „Es brechen alle Bande frommer Scheu,
und man ist eher geneigt, den dunklen Trieben nachzugeben.” Es gibt
jedes Jahr unter den Millionen Touristen und Tausenden von
Residenten ungezählte Fälle, mehr als irgendwo sonst in
Urlaubsorten, die man so charakterisieren könnte: „Ich kam als
Single und ging als Freund.” Oder: „Ich flog mit meiner Frau ein,
aber wir verließen Mallorca getrennt.” Oder: „Sorry, deine
Frau/dein Mann hat sich in mich verliebt.”
Jeder hat in seinem Bekanntenkreis solche Begebenheiten erlebt.
Die Ferienflieger, hin und zurück, sind voll davon. Und wären
Hotel– und Finca–Betten an Seismographen angeschlossen, müsste die
Erdbebenwarte in Palma ständig Alarm geben.
Aber wie passt da nun der verehrte und verwitwete „Vater der
Wiedervereinigung” ins Bild? Es war wohl im Sommer 2004 (so ganz
genau weiß man das nicht) im Hotel „Formentor”, dieser Hochburg der
Diskretion an der Nordspitze Mallorcas. Da hatte Helmut Kohl Urlaub
gemacht, und an seiner Seite – sehr dezent, kaum bemerkbar – war
jene Maike Richter aufgetaucht.
Es soll sogar Fotos geben der beiden, am Pool, am Strand und im
Restaurant, aber die sind verschwunden. Auch wer sie gemacht hat,
ist unklar. Aber da war das Paar, und niemand ahnte, dass da mehr
sein könnte als eine Arbeitsbeziehung. Mittlerweile ist es keine
Indiskretion mehr, über die Liebe zu berichten.
In „Bild” hatte der Alt–Bundeskanzler selbst gesagt: „Es stimmt,
ich habe eine neue Lebenspartnerin.” Bei der Feier zu seinem 75.
Geburtstag in Berlin saß Maike Richter bereits im Kreise der Kohl–
Familie, samt seiner Söhnen Walter und Peter. Und an Weihnachten
2004 hatte das Paar gemeinsam die Tsunami–Katastrophe auf Sri Lanka
überlebt. Das war bekannt – nur Maike Richter nicht.
Wer ist die überraschende Frau an seiner Seite, die Nachfolgerin
der unvergessenen Hannelore Kohl, die 2001 starb? Die überaus
attraktive, intelligente und lebenslustige Maike Richter, 41,
stammt aus dem Siegerland, ist promovierte Volkswirtin und eine
langjährige Bekannte von Helmut Kohl. Sie war schon Beamtin in der
Wirtschaftsabteilung seines Kanzleramtes, half ihm nach seiner
Abwahl 1998 beim Abfassen der Lebenserinnerungen und arbeitet heute
im Bundeswirtschaftsministerium.
Im „Formentor” hält man sich bedeckt. Der legendäre Concierge
Toni, Ur–Bild des allwissenden, selbst unter Folter diskreten
Hotelangestellten, will nichts bestätigen. Generaldirektor Sion
Lopez hält Nachfragen sogar für ungehörig. Aber diese verschwiegene
Haltung ist es ja gerade, die das „Formentor” zum nobelsten der
Nobelhotels auf Mallorca gemacht hat.
Und wie man aus dem Rauschen der Kiefern auf der Halbinsel hört,
möchte das neue Liebespaar bald wiederkehren an den Ort seines
Glücks. Ebenso diskret und kaum bemerkbar.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass bei vielen, vielen kleinen
und großen Geschichten am Ende immer eins rauskommt: Es geschah auf
Mallorca ...
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