Der siebenfache Formel–Eins–Weltmeister Michael Schumacher ließ
am Dienstag abend in der ZDF–Sondersendung „Wir wollen helfen – Ein
Herz für Kinder” durch seinen Manager Willi Weber bekanntgeben:
„Ich spende 10 Millionen Dollar für die Opfer der Flutkatastrophe
in Asien.” Diese Nachricht schlug nicht nur im Saal wie eine Bombe
ein. Die Deutschen waren einmal mehr begeistert von ihrem „Schumi”,
die Kommentare reichten von „beeindruckend” über „großherzig” bis
„eine sensationelle Geste”.
MM sprach am Mittwoch abend im Restaurant Nixe in Port d'Andratx
mit Weber, der in der Nähe seit Jahren einen Zweitwohnsitz hat.
MM: Herr Weber, das war sicher die größte private Spende in
der Spendengeschichte. Was bewog Michael Schumacher, einen so hohen
Betrag zur Verfügung zu stellen?
Weber: Wer Michael kennt, weiß, dass er ein sehr, sehr großes Herz
hat. Das zeigt sich besonders bei derartigen Katastrophen. Er macht
gerade Urlaub mit seiner Familie in Norwegen, und die Bilder aus
Südostasien haben ihn zutiefst getroffen. Vor zwei Tagen sagte er
zu mir: Ich möchte unbedingt in den Krisengebieten helfen.
MM: Mit einer so hohen Summe!
Weber: Als er mir diesen Betrag nannte, war ich wirklich bewegt. Im
ersten Moment war ich sogar ein wenig verwundert, weil Michael erst
vor wenigen Wochen mehr als eine Million für die Unesco gespendet
hat, für Kinder in Not.
MM: Was empfinden Sie jetzt?
Weber: Ich bin mächtig stolz auf Michael und darauf, dass ich für
einen solchen Mann arbeiten darf, für einen Mann, der so viel Größe
gezeigt hat.
MM: Es heißt, Michael Schumacher habe seine Entscheidung auch
deshalb getroffen, weil einer seiner Leibwächter bei der
Katastrophe ums Leben gekommen ist.
Weber: Das war mit Sicherheit nicht der Grund. Ich darf Ihnen auch
sagen: Wo immer in der Welt sich eine solche Katastrophe ereignet
hätte, Michael hätte geholfen, und zwar ebenfalls in dieser
Größenordnung. Das Schicksal des Leibwächters ist eine Tragik am
Rande. Es ist stets besonders traurig, wenn jemand ums Leben kommt,
den man gekannt hat.
MM: Sie haben im ZDF auf Michaels Liebe zu seiner Familie, zu
seinen Kindern hingewiesen. Hätte es eine solche Geste auch vor
seiner Zeit als Familienvater gegeben?
Weber: Schwer zu sagen, ob die Hilfe in dieser Höhe ausgefallen
ware. Ich bin sicher, dass er geholfen hätte. Ich kenne ihn jetzt
18 Jahre und weiß, welch großartiges Herz er besitzt. Am liebsten
würde er der ganzen Welt helfen, wenn er könnte.
MM: Vor allem Kindern.
Weber: Michael hat ein unglaubliches Gefühl für Kinder entwickelt.
Das Schicksal von Kindern hat ihn immer bewegt, und er will Kindern
helfen, wo es nur geht. Er wollte unbedingt eingreifen, weil im
Katastrophengebiet die Ärmsten der Armen betroffen sind, vor allem
auch Kinder.
MM: Wobei er nicht an kurzfristige Hilfe denkt.
Weber: Ja. Er denkt langfristig, denkt an Schulen, Waisenhäuser,
Infrastruktur. Das werden wir gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt,
den Hilfsorganisationen und den Regierungen der betroffenen Länder
festlegen.
MM: Aber es gibt die Präferenz, in erster Linie Kindern zu
helfen, die Zukunft von Kindern zu sichern.
Weber: Völlig richtig. Wir legen uns jetzt nicht regional fest. Ich
persönlich allerdings favorisiere Sri Lanka, weil mir dort die
Armut am größten scheint. Damit will ich die anderen Länder nicht
zurücksetzen; es gilt, sich erst einen persönlichen Eindruck zu
verschaffen.
MM: Sie gehen nach Südostasien?
Weber: Ich werde fliegen, sobald es mir die Zeit erlaubt. Zuerst
nach Sri Lanka.
MM: Wird Michael Schumacher ebenfalls dorthin reisen?
Weber: Das kann ich mir für dieses Jahr nicht vorstellen. Er
beginnt schon am 10. Januar mit Testfahrten, und dann geht die
Saison schon sehr früh los. Ich will aber nichts über seinen Kopf
hinweg entscheiden; möglich ist, dass er einen Abstecher macht,
wenn wir zu den Rennen nach Melbourne oder Malaysia fliegen.
MM: Es geht Ihnen ja auch gar nicht um Soforthilfe.
Weber: Dafür ist von vielen Seiten schon sehr viel getan worden.
Wir möchten nicht, dass Michaels Hilfe im Sande versickert und
aufhört, wenn sie am meisten gebraucht wird. Wir legen die Hilfe
langfristig an, möchten auf der einen Seite direkt helfen, aber auf
der anderen Seite auch Hilfe zur Selbsthilfe geben.
MM: Dazu brauchen aber auch Sie Hilfe – auch vor Ort.
Weber: Deshalb bin ich in Kontakt mit dem Auswärtigen Amt und auch
dem Bundeskanzleramt, und gemeinsam werden wir sicher eine gute
Sache auf die Beine stellen.
MM: Als Sie Schumachers Spende im ZDF bekanntgaben, gab es
riesigen Beifall. Kam der über die Telefonleitung nach Mallorca bei
Ihnen an?
Weber: Ja. Es war großartig und hat mich sehr bewegt. Es ist ja
auch eine tolle Sache, die Michael sich hat einfallen lassen.
MM: Warum sind Sie in dieser Weise an die Öffentlichkeit
getreten?
Weber: Das war meine Idee. Davon verspreche ich mir Nachahmer. Ich
möchte Signale setzen für Firmen, für Unternehmer, für
Industriezweige. Für die Pharmaindustrie zum Beispiel, von der ich
in Sachen Flutopfer–Spenden noch gar nichts gehört habe. Dabei sind
dies die Unternehmen, die an solchen Unglücken am meisten
verdienen. Ich hoffe wirklich, dass Michaels Beispiel Signalwirkung
hat – für jetzt und für die Zukunft.
MM: Sie engagieren sich auch auf Mallorca, in Port d'Andratx,
indem Sie eine Unternehmerinitiative zur Belebung des Ortes vor
allem im Winter unterstützen.
Weber: Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben, und es geht mir
sehr gut. Davon möchte ich etwas zurückgeben. Wenn ich so einfach
helfen kann wie hier, durch Präsenz und Kooperation, ist es mir
einfach ein Bedürfnis, das zu tun.
MM: Was wünschen Sie sich für 2005?
Weber: Ich wünsche mir mehr Frieden auf der Welt, mehr Verständnis
zwischen den Völkern, mehr Toleranz. Ich wünsche mir, dass es nicht
zu weiteren Katastrophen wie in Südostasien kommt. Und ich wünsche
mir Gesundheit für meine Familie und natürlich auch für die von
Michael und Ralf. Und Erfolg für uns alle.
MM: Wen wünschen Sie sich denn als Weltmeister 2005?
Weber: Den Besten.
MM: Der Beste soll sicher Schumacher heißen.
Weber: Das ist Grundvoraussetzung.
MM: Welcher Schumacher ist Ihr Favorit? Vielleicht doch
Ralf?
Weber: Ich gebe ihm die besten Wünsche mit auf den Weg. Aber es ist
eben doch so, dass Ferrari einen enormen Vorsprung und den
gewaltigen Vorteil hat, den besten Rennfahrer der Welt unter
Vertrag zu haben. Deshalb weisen alle Vorzeichen auf einen weiteren
Titel für Michael hin.
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