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Sie ist charmant, klein, zierlich, lebhaft, eloquent. Teresa Berganza, eine der größten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts, ist kein bisschen Diva, sondern einfach eine bezaubernde Frau. Am vergangenen Donnerstag präsentierte sie die Ausstellung „María Callas – La Divina”, die im Rahmen des Herbstfestivals für klassische Musik im Palau March eröffnet wurde.

Die Mezzosopranistin räumte auch gleich mit den Vorurteilen auf, die Callas sei schwierig und launenhaft gewesen: „Sie war einfach nur sehr professionell, sie war eine einzigartige Sängerin und Darstellerin.” 1958 sangen die beiden Künstlerinnen zusammen in Verdis „La Traviata”: „Ich war damals 22 Jahre alt und sehr aufgeregt, mit einer so bedeutenden und berühmten Sängerin gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Alles an ihr war einfach perfekt. Nicht nur über die Stimme, die einen einmaligen Klang, eine unübertreffliche Modulation hatte, sondern auch ihre Augen, ihre Hände, ihre Gesten. Ich wollte singen wie sie. Es gab damals wie heute viele gute Sängerinnen, aber niemand reichte an sie heran.”

Teresa Berganza erzählt, dass sie selbst immer sehr früh zu Proben kam, genauso wie María Callas, um „die Bühne zu riechen, um mich auch mental auf die Musik vorzubereiten. So trafen wir uns bei diesen Gelegenheiten oft. ,Teresina' nannte sie mich liebevoll.”

Und sie erzählt, dass María Callas natürlich immer ohne die obligate Brille auf der Bühne stand: „Kontaklinsen gab es ja damals noch nicht. Aber sie schaffte selbst ausladende Treppen, singend, ohne je einen Fehltritt zu machen.” María Callas konnte, so erinnert sich Teresa Berganza, Applaus auch ohne jede Rivalität an die junge ,Kollegin' abgeben.

„Sie hat mich nach unserem ersten Auftritt gefragt, ob ich gemeinsam mit ihr in Bellinis ,Norma' singen würde. Ich habe das damals abgelehnt und mich erst dazu entschlossen, als es schon zu spät war, als sie bereits ihre Stimme verloren hatte. Ich habe es immer bedauert.” Und sie fügt hinzu: „Wir haben uns einfach zu wenig gesehen, ich glaube, sie war eine sehr einsame Frau.”

Teresa Berganza erinnert sich auch daran, dass María Callas, nachdem sie sich in Onassis verliebt hatte, viel ausging, sich viel zuwenig schonte. „Das und der Kummer um den Verlust des Geliebten haben wohl dazu beigetragen, dass sie nicht mehr singen konnte.” Und mit launigen, aber auch provozierenden Worten weist sie darauf hin, dass die Frauen großer Künstler fast immer hinter ihren Männern stehen: „Ehemänner und Geliebte tun das nicht.”

Das goldene Zeitalter der Oper, so Teresa Berganza, zwischen den 60er und 80er Jahren sei vorbei. Vehement wendet sie sich gegen innovative Inszenierungen: „Heute müssen sich die Sänger in den Dienst der Opernregisseure stellen, der Neuerungen wegen. Was für ein Unsinn – als ob ein Werk von Michelangelo irgendwann veraltet sein könnte. In der Musik muss man vor allem die Partituren respektieren. Und man muss die Zeit kennen, in der die Musik entstand. Man darf ja auch keine großen Kunstwerke einfach mit einem neuen Pinselstrich verunstalten.”

Wenn Teresa Berganza jetzt die Fotos der Ausstellung – die Privatsammlung von Giancarlo Tanzi präsentiert die Callas in verschiedenen Rollen von 1947 bis 1965, dazu Pressefotos, Porträts und Standfotos – sieht, fühlt sie sich berührt und bewegt: „Ich habe von ihr gelernt, wie man Künstlerin, nicht nur wie man Sängerin wird.”

„La Divina – die Göttliche” Fotoausstellung aus der Privatsammlung von Giancarlo Tanzi zu Ehren von María Callas, organisiert durch Música Mallorca. Die Ausstellung ist bis zum 10. Januar von Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.