Einen großen Rückschritt in Sachen Tierschutz befürchten einige
Tierschutzvereine auf der Insel durch eine Initiative der Stiftung
des Natura Parcs in Santa Eugènia: Bereits seit einem Jahr hat die
Stiftung, die auch ein Zentrum zur Erhaltung geschützter Arten auf
den Balearen betreibt, Abkommen mit 14 ländlichen Gemeinden im
Inselinneren, um die dort aufgegriffenen herrenlosen Haustiere
gegen eine Gebühr zu Palmas Tierheim Son Reus zu transportieren.
Nun hat Natura Parc diesen Service auch anderen Gemeinden
angeboten. Muro hat in dieser Woche einen entsprechenden Vertrag
unterzeichnet. Die Folge: Der Gemeindezwinger in Muro wird
geschlossen, die Tiere landen nun direkt in Son Reus, wo zwei
Drittel der Hunde und Katzen nach wenigen Wochen getötet
werden.
In Muro wurden auch bislang schon Tiere, die nicht abgeholt
wurden, nach einiger Zeit eingeschläfert. Mit der neuen Lösung
schafft sich die Gemeinde einen Haufen Arbeit, Ärger und Kosten vom
Hals. Nach Ansicht von Toni Maas, Präsident der Stiftung Natura
Parc, kommt der professionelle Abtransport mit geeignetem Fahrzeug
und geschulten Leuten auch den Tieren selbst zugute. „Wohin die
Tiere gelangen, entscheiden nicht wir, sondern die Gemeinden.”
Nun bangen aber Tierschützer in anderen Orten, die bislang keine
Hunde opferten, um ihre Schützlinge. In Capdepera zum Beispiel, wo
der Gemeindezwinger ein jämmerliches Bild abgibt und nicht den
hygienischen Anforderungen für Tiere und Umwelt entspricht, oder in
Son Servera könnte das Beispiel Muro Schule machen. In diesen Orten
haben Tierschutzvereine in den vergangenen Jahren verhindert, dass
herrenlose Hunde und Katzen getötet wurden, indem sie
Adoptivfamilien für sie suchen.
In Capdepera mit den eingemeindeten Orten Cala Rajada, Canyamel
und Cala Mesquida werden laut Marlies Beuse, Sprecherin des
örtlichen Tierschutzvereins, jährlich zwischen 200 und 300 Tiere
vermittelt. Die „perrera” fasse knapp über 20 Tiere. Tatsächlich
seien derzeit aber rund 100 Tiere vorübergehend bei ehrenamtlichen
Tierschützern untergebracht, bis eine Adoptivfamilie – meistens in
Deutschland – gefunden worden ist. „Die Tierschutzarbeit frisst
einen auf”, sagt Marlies Beuse. Zuviel geworden sei der Stress
einer privaten Sponsorin, die ihren Kooperationsvertrag mit der
Gemeinde inzwischen gekündigt hat. Nun versuchen Marlies Beuse,
Ralf Meier und einige weitere Anwohner, den Tierschutzverein neu zu
strukturieren und die Gemeinde zu einer Kooperation zu bewegen.
„Capdepera ist eine reiche Gemeinde”, sagt Marlies Beuse. Schon
alleine wegen der Urlauber, denen das Thema Tierschutz am Herzen
liegt, müsste das Rathaus ihrer Meinung nach selbst Verantwortung
übernehmen, anstelle das Problem nach Son Reus abzuschieben.
Auch Victoria Rotger vom Tierschutzverein ProAnimales in Alcúdia
hatte bis Donnerstag Angst, dass der Bürgermeister die Dienste des
Natura Parc in Anspruch nehmen könnte, da der Gemeindezwinger der
Kläranlagenerweiterung weichen soll. „Jetzt hat mir der
Bürgermeister zugesichert, dass er eine neue Tierstation bauen und
mit uns zusammenarbeiten will.” In diesem Jahr hat der Verein
bereits 145 Tiere an neue Besitzer vermittelt. Auch ProAnimales
findet die meisten Abnehmer in Deutschland. „Das ist zwar nicht die
Lösung des Problems, aber derzeit gibt es keine Alternative”, sagt
die 27jährige.
Sie könne die Rolle von Natura Parc nicht verstehen: Einerseits
arbeite die Stiftung für die Erhaltung von Tieren, andererseits
trage sie dazu bei, dass Tiere noch weniger Überlebenschancen
haben, so Victoria Rotger. Toni Maas vom Natura Parc erklärt, die
Gemeinden im „Es Pla” – das landwirtschaftliche Gebiet von Santa
Maria bis Porreres und Algaida bis Maria de la Salut – seien auf
ihn zugekommen, um Hilfe zu erbitten. Streunende Hunde seien für
die Schafzüchter und andere Bauern ein Problem, weil sie ihre Tiere
reißen. „Ist das Leben eines Schafs denn weniger wert als das Leben
eines Hundes?”, fragt einer der beiden Männer, die für den
Hundetransport eingestellt wurden. Er lade die
Tierschutzorganisationen zum Dialog ein, so Toni Maas. Zum Beispiel
am 6. Dezember, wenn der Natura Parc einen Tag der offenen Tür
veranstaltet.
1 Kommentar
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Ich habe vor 12 Wohen einen Hund im Nature Parc de Marratxi adoptiert und die Gemeinde von Marratxi weigert sich immer noch mir meinen bereits international auf meinen Namen registrierten Dalmatiner aus dem Tierheim zu übergeben ! Ich finde,das ist doch ein Skandal hier,denn da jammern die Behörden,das sie keinen Platz für die Tiere hätten,schicken gesunde Tiere und sogar Welpen in die Tötung und dann geben die meinen Hund nur weil er schon gechipt war (ist ja Pflicht da) nicht frei damit er in sein neues Zuhause zu uns kann.- Das ist doch ein ganz klarer Wiederspruch hier und anscheinend wissen die Behörden zumindest in Marratxi nicht was sie da tuen ! Warum wird also mein Hund Monatelang dort festgesetzt und andere Tiere getötet,weil die angeblich keinen Platz haben ? Bis Heute ist er dort nicht raus gekommen und ich mache mir sehr ernsthafte Sorgen um den Lieben !!! Vieleicht kann mal einer mit den zuständigen Behörden sprechen was das überhaupt soll ???