Gut zwei Wochen, nachdem Jessica B. in der Damentoilette des
Real Club Náutico ein Kind gebar und das Neugeborene in der
Toilettenschüssel seinem Schicksal überließ, bricht die
Verteidigung der 26-Jährigen ihr Schweigen und nimmt zu den
Vorgängen Stellung.
„Am Dienstag ist unsere Mandantin gegen Kaution aus der
Untersuchungshaft entlassen worden”, erklärt Rechtsanwalt Thorsten
Meinzer, von der Kanzlei Fauteck. Nach Aktenlage gebe es keine
hinreichenden Anhaltspunkte für den Tatvorwurf der Aussetzung.
Jessica B. habe eine so genannte Sturzgeburt gehabt, die nicht
planbar sei. Durch die gesamten Umstände und den plötzlichen hohen
Blutverlust sei sie in einen Schockzustand versetzt worden. Seine
Mandantin habe zu keinem Zeitpunkt dem Neugeborenen Schaden zufügen
oder etwas vertuschen wollen. Im Gegenteil. Jessica B sei es
gewesen, die sich freiwillig der Guardia Civil zur Verfügung
gestellt habe.
Die Spekulationen, Jessica B. sei mit dem Ziel nach Mallorca
gereist, hier heimlich zu entbinden und sich ihres Kind zu
entledigen, so Meinzer weiter, entbehrten jeder Grundlage. Dabei
handle es sich lediglich um die Mutmaßung eines einzelnen
Polizisten. Vielmehr sei seine Mandantin auf die Insel gekommen, um
in Ruhe über ihre Situation nachzudenken. Jessica B. habe zwar
gewusst, dass sie schwanger ist, nicht aber in welch
fortgeschrittenem Stadium.
„Das Ganze basiert auf einer Verkettung unglücklicher Umstände,
die ohne Vorsatz herbeigeführt wurden. Wir konnten einen
Haftaussetzungsbeschluß erwirken, dank dessen nun Mutter, Kind und
Vater wieder zusammen sind.”
Das Mädchen, das von den behandelnden Ärzten auf den Namen María
del Mar getauft worden war, wird den Namen Maria beibehalten. Ihre
Mutter muss sich bis auf Weiteres wöchentlich bei Gericht melden.
Das Ermittlungsverfahren gegen sie läuft weiter. Im schlimmsten
Fall, so die Verteidigung, drohe eine Anklage wegen Aussetzung
und/oder versuchten Totschlags.
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