Der Immobilienmarkt auf den Balearen ist ein ganz spezieller
Fall. Eigentlich gibt es derer nämlich zwei – einen für die Spanier
und einen für die Ausländer, die meist aus dem kühlen Nordeuropa
kommen, um hier den Golfschläger zu schwingen oder um sich langsam
aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen.
Nach ein paar Krisenjahren macht sich in diesem Frühling wieder
Hoffnung breit in der Branche. Den einheimischen Markt stützen
niedrige Zinsen, Steuervergünstigungen und der anhaltende Zustrom
von Einwanderern. Die deutschen Interessenten bauen auf die lang
ersehnte Erholung ihrer Binnenwirtschaft. Von psychologischer
Bedeutung dürfte auch die Vorhersage sein, die Immobilienpreise
2004 würden seit vielen Jahren erstmals weniger als 15 Prozent
steigen. Josep Oliver, Präsident des balearischen Verbands der
Immobilienhändler API, erwartet zum Jahresende „einen Anstieg von
zehn bis zwölf Prozent”. Die Preise seien zwar durchaus hoch, gibt
der Experte zu, aber dies sei auf die entsprechende Nachfrage
zurückzuführen. Auf dem heimischen Markt, also bei den Spaniern,
die einen Erstwohnsitz erwerben wollen, rechnet Oliver aber mit
einem baldigen Rückgang an Kaufnachfragen. „Der Boomzyklus geht
allmählich zu Ende.”
Den ausländischen Markt im Raum Calvià beobachtet Olivers Vize
Sebastián Martínez. „Was ganz gut läuft, sind Objekte zwischen
750.000 und 900.000 Euro”, sagt er, „die Luxusobjekte verkaufen
sich nur schleppend.” Trotzdem gibt sich der API-Funktionär
optimistisch. Der britische Markt sei weiterhin stabil, trotz hohen
Pfunds, und die Deutschen zeigten auch wieder mehr Interesse.
„Außerdem registrieren wir zunehmend Nachfragen aus anderen
Ländern, sogar aus Andorra und Osteuropa.”
Dem Gerücht, bei den irrwitzig gestiegenen Immobilienpreisen auf
Mallorca (in den vergangenen sechs Jahren haben sich nach
Berechnungen des spanischen Statistikamts die Preise verdoppelt)
handele es sich um eine Blase, die bald zu platzen drohe, treten
die beiden Experten entschieden entgegen. „Der Markt ist sehr
solide, zudem darf man nicht vergessen, dass die Insellage
entschieden zur Preisstabilität beiträgt.” Nach Einschätzung
Olivers liegt die Zukunft der Baubranche in großem Maße in der
Wiederinstandsetzung von Altbauten.
Ob alt oder neu, in Zeiten eines Überangebots ist der Preis
immer öfter Verhandlungssache. Der Käufer akzeptiere längst nicht
mehr die Ausgangspreise, hat Calvià-Insider Martínez beobachtet,
„da sind Nachlässe zwischen zwei und 20 Prozent drin”. Oft liege
das aber nicht ausschließlich am Verhandlungsgeschick als vielmehr
an völlig überzogenen Anfangspreisen. Den aktuellen
Durchschnitts-Quadratmeterpreis für eine 100-Quadratmeter-Wohnung
taxiert Martínez auf 2500 Euro, das frei stehende Chalet in Portals
Nous schlage mit 800.000 Euro zu Buche.
Beim Käuferverhalten will Martínez Unterschiede zwischen
Deutschen und Briten festgestellt haben. Während die Angelsachsen
auch ein spanisches Maklerbüro nicht scheuten, ziehe es den
Deutschen zu seinem Landsmann. Dass die sich gerade erholende
Nachfrage unter dem Eindruck der Madrider Attentate vom 11. März
leiden könnte, glaubt der API-Vize nicht, „es sei denn, da kommt
noch einiges nach”.
Unterdessen gab das spanische Bauministerium das neue
Preis-Ranking, aufgeschlüsselt nach Regionen, heraus: Die Balearen
behaupten darin ihren vierten Platz, nach Madrid, Baskenland und
Katalonien. Der Durchschnittspreis für den bebauten Quadratmeter
lag demnach auf dem Archipel zu Jahresbeginn bei 1724 Euro. Zum
Vergleich: 1998 gab es für das gleiche Geld noch gut zwei
Quadratmeter.
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