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Das spanische Regierungskabinett hat am Freitag ein Gesetz verabschiedet, wonach der Strommarkt auf den Balearen und Kanaren sowie in den Exklaven Ceuta und Melilla liberalisiert wird. In Kraft treten soll das neue Gesetz im ersten Quartal 2004.

Für den Verbraucher hat die Änderung zumindest theoretisch weitreichende Folgen. Während bislang der Monopolist GESA-Endesa den Strom nicht nur erzeugt, sondern auch vertreibt, können sich in Zukunft unabhängige Anbieter eine Scheibe vom Kuchen abschneiden. Sie können von GESA Strom einkaufen und zu wettbewerbsfähigen Preisen an Verbraucher weitergeben. Abzuwarten bleibt, so der balearische Energieminister Josep Joan Cardona am vergangenen Freitag, wie viele freie Vermarkter tatsächlich auf den Inselmarkt drängen werden. Er vertrat die Auffassung, dass der Umstrukturierungsprozess „eine gewisse Zeit dauern wird”.

Als ein positives Zeichen bewertete der Präsident der balearischen Handelskammer, Miquel Lladó, das neue Gesetz. „Die Inseln werden an Wettbewerbsfähigkeit dazugewinnen”, so Lladó. Allerdings kritisierte er die fünfjährige Verzögerung, mit der die energiepolitische Liberalisierung den Archipel erreicht. „Auf dem Festland ist das seit 1998 eine Tatsache.”

Branchenkenner schätzen, dass Großkunden ihre Stromrechnungen mit etwas Verhandlungsgeschick künftig zwischen zehn und 15 Prozent senken können. Einzelhaushalten räumen sie lediglich eine Marge von drei Prozent ein.

Handelskammer-Präsident Lladó forderte von der Politik unterdessen eine Entschädigung für die fünfjährige Verzögerung. Allein den hundert größten Stromabnehmern auf den Balearen seien seit 1998 Mehrkosten in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro entstanden.

Einen echten Wettbewerb mit alternativen Erzeugern wird es nach Expertenmeinung erst ab 2009 geben. Dann soll das unterirdische Stromkabel vom Festland an das hiesige Stromnetz angeschlossen werden. Der entsprechende Energieplan wurde erst vor kurzem in Madrid verabschiedet.