Was für die italienische Weinlandschaft Riccardo Cotarella
darstellt, ist Telmo Rodríguez innerhalb der spanischen Weinszene.
Er berät inzwischen eine große Anzahl von Weingütern, und seine
eigenen, hervorragenden Weine jedweder Couleur und Preisklasse
bereichern den hiesigen Markt aufs Allerbeste.
Aktuell ist mir insbesondere der Montazo 2001 Barrica
aufgefallen. Ein Rotwein aus der Rioja zum Preis von knapp 15 Euro
mit dem schlichten Prädikat „Vino de Mesa” (Tafelwein). Das hat
nichts mit der Qualität des Weines zu tun, eher mit der Tatsache,
dass man eine Rebzusammensetzung gewählt hat, die nicht dem
Reglement des dortigen Consejo Regulador entspricht.
Daher wird man auf der Etikettierung den Namen Rioja vergebens
suchen. Es ist heute, nicht nur in Spanien, eine durchaus gängige
Praxis, sich keinen behördlichen Zwängen bezüglich der
Rebzusammenstellung zu unterwerfen. Vorreiter dafür waren so
renommierte Bodegas wie Guelbenzu, Marqués de Griñón oder hier auf
der Insel der Familienbetrieb Ribas mit ihrem herausragenden
Rotwein „Cabrera”.
Der oben bereits erwähnte Montazo des Jahres 2001 setzt sich
unüblicherweise für die Rioja aus Garnacha, Tempranillo, Mazuelo
und Cabernet zusammen. Das Ergebnis: ein satter Fruchtausdruck von
Erdbeeren, Veilchenduft und eine schwache mineralische Komponente.
Ein wunderbarer Rotwein trotz seiner Jugend, animierend das
Säure–Süße–Spiel. Ist das erste Glas geleert, hofft man auf ein
weiteres.
Der Abgang ist standesgemäß lang anhaltend. Sie kennen dieses
Gefühl, wenn der Schluck Wein, der Schwerkraft folgend, schon
längst im Magen angekommen ist, und trotzdem immer noch die volle
Geschmacksfülle im Gaumen zurückbleibt. Wahrlich ein
Wonnetropfen!
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