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Während in Deutschland dieser Tage allerorts Grippewarnungen durch die Presse geistern, ist es auf Mallorca noch verdächtig still. Das balearische Gesundheitsministerium beendete vor zwei Wochen die diesjährige Gratis-Impfkampagne für Risikogruppen. Bilanz nach sechs Spritz-Wochen: 144.000 verabreichte Dosen des inaktiven Influenza-Virus, 31 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr.

In den Arztpraxen herrscht Normalbetrieb. „In der Übergangszeit, wenn mancher entweder zu wenig oder zuviel an Kleidung trägt, ist eine Häufung der Grippeerkrankungen normal”, so der Allgemeinmediziner Dieter Uckermann gelassen. Seinem Kollegen Johannes Gessner vom internationalen Facharztzentrum in Palma will hingegen eine „auffällig hohe Zahl” von Erkrankten aufgefallen sein, die eine Schutzimpfung hinter sich haben. Wer sich jetzt noch impfen lassen möchte, hat Pech gehabt. „Wir kommen an keine Impfstoffe mehr ran”, sagen unisono die beiden Mediziner, „die Kampagne ist vorbei.”

Die Zahl der Erkrankungen liegt auf dem Archipel seit Wochen deutlich hinter dem spanienweiten Mittelwert. „Die Situation ist ruhig”, sagt denn auch Pilar Ripoll, Sprecherin der Gesundheitsbehörde IB-Salut. „Hochsaison hat das Virus aber im Januar und Februar.” Offiziellen Zahlen zufolge waren auf den Inseln in der letzten Novemberwoche 117 Grippe-Fälle pro 100.000 Einwohner bekannt, 69 weniger als im landesweiten Durchschnitt. Von einer Epidemie, so Ripoll, spreche man ab einem Wert von 200 Kranken pro 100.000 Einwohner. Neben Personen, die berufsbedingt einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sind insbesondere ältere Menschen, Kleinkinder und chronisch Kranke gefährdet.

Innerhalb Europas unterscheide sich der Virus-Typ nur unwesentlich, sagt HNO-Arzt Gessner. „Meist stammt er aus Asien und dringt nach Westen vor.” Weil sich die Stämme des Influenza-Virus von Jahr zu Jahr ändern, brauen Epidemiologen jeden Sommer einen neuen Impfcocktail. Innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung baut der Mensch Antikörper auf, die ihn gegen diesen Virus-Typ schützen. „Mutiert das Virus jedoch, lässt der Impfschutz nach”, sagt Allgemeinmediziner Uckermann.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts starben in Deutschland im vergangenen Jahr etwa 16.000 Menschen an einer Grippe und deren Folgen. So weit muss es freilich nicht kommen. Gefährdeten Personen empfiehlt Uckermann die Einnahme von Virenmitteln, „die bremsen die Verbreitung der Viren im Körper”. Ist es dafür bereits zu spät, „sollte man auf seinen Körper hören, sprich sich ein paar Tage Auszeit im Bett gönnen”.