Die spanische Regierung unter José María Aznar weist
ununterbrochen mit großem Stolz darauf hin, wie modern,
international und europäisch das Land doch ist. Spanier wissen es
besser, und manchmal lernen auch Deutsche, die hierzulande leben
oder Geschäfte machen, eine harte Lektion.
Jetzt muss sich der deutsche Betreiber der Seniorenwohnanlage Es
Castellot mit einem Makler auseinandersetzen, der aufgrund eines
uralten Gesetzes aus dem Jahr 1829, das auch noch in weniger als
einem Jahr ungültig sein wird, den Kauf rückgängig machen lassen
will. Die Geschichte ist haarsträubend, allerdings nur auf den
ersten Blick.
Beim zweiten Hinsehen stellt man fest, dass der Makler auf einer
Rechnung sitzen geblieben ist. Jetzt versucht er halt, das Problem
auf den zu verteilen, der an dem Handel noch beteiligt war. Den
kann er nämlich aufgrund des veralteten Handelsrechts schädigen,
und wenn es nur um die juristischen Kosten ist. Ein so angegangener
Spanier würde in der Regel fluchen, ausrechnen, was ihn billiger
kommt, und zähneknirschend eine Einigung mit dem feisten Herren
erzielen.
Im Kleinen macht so was jeder. Da pfuscht ein Handwerker, gegen
den man keine Handhabe hat – setzt man halt die Firma unter Druck,
über die man an den Mann herangekommen ist, und die noch auf Geld
wartet. Das findet sogar der Geschäftsführer des Unternehmens
„normal”, das gerade (im streng juristischen Sinne) erpresst
wird.
Ehrliche Deutsche, die mit diesem Latino-Gehabe nicht
zurechtkommen, können dennoch beruhigt sein. Solche Fälle werden
immer seltener, immer mehr Spanier wollen Geschäfte ohne Winkel und
Tücken machen. Der Weg nach Europa ist weit und dauert lang – aber
es gibt kein Zurück.
Die Annäherung der europäischen Länder könnte aber auch schlimm
ausgehen. Zum Beispiel, wenn deutsche Beamte zu ihrer Sturheit sich
Laisser-faire vom Mittelmeer aneignen. Oder wenn spanische Beamten
in ihrer verbreiteten Inkompetenz am Ende nicht mehr flexibel,
sondern so borniert wie ihre deutschen Kollegen auf dem
Amtsschimmel reiten.
Denn bei aller Angleichung der Gesetze an moderne Erfordernisse:
Funktionieren im Sinne der Bürger wird ein System nur, wenn sich
die jeweils positiven Eigenschaften eines jeden Landes
verbreiten.
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