Die Tempranillo–Rebe trägt viele Namen. In der Ribera del Duero
nennt man sie Tinto Fino, Tinta Aragonés oder Tinta del Pais. Im
Norwesten Spaniens heißt sie Vid de Aranda oder Arouxa. Bewiesen
ist, dass sie von Mönchen aus verschiedenen Klöstern des Burgund im
15. Jahrhundert in die heutige Gegend der Rioja gebracht wurde. Von
dort trat die Rebe ihren Siegeszug durch große Teile der spanischen
Weinregionen an.
Die außergewöhnlichen Qualitäten des Tempranillo treten vor
allem dann zutage, wenn man sie für lange Lagerung ausbaut. In den
„Heiligtümern” mancher Bodega lagern aus hervorragenden Jahrgängen
hundert Jahre alte Rotweine in exzellentem Zustand aus eben dieser
Rebsorte. Daher verdient die Tempranillo den Beinamen „die
Magische”, wenn im Verlaufe ihres langen Weinlebens die
vielfältigen Aromen ihres Bouquets fast nicht mehr mit Worten zu
beschreiben sind.
Ein beispielhafter Rotwein, der alle diese Attribute besitzt und
ein sehr langes Leben vor sich hat, sofern man ihn nicht in einem
Anfall von Ungeduld sofort trinkt, ist der Pago de Santa Cruz der
Bodega Sastre aus der Ribera del Duero. Er ist zu hundert Prozent
aus Tempranillo-Reben erarbeitet, die älter als 60 Jahre sind und
aus einem einzigen Weinberg stammen. Sein Parfum ist sauber und
klar, er duftet nach wilden Brombeeren, feinem Holzton, cremig und
elegant. Im Geschmack ist er von großer Intensität und sehr
ausgewogen. Ein Roter, der lange im Gedächtnis haften bleibt. Mein
Tipp: Gönnen Sie sich zu einem besonderen Anlass bei Gelegenheit
eine Flasche Pago de St. Cruz, Sie werden ihm verfallen. Der Preis
beträgt um die 45 Euro.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor
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