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Die Nachricht sickerte erst mit mehrtägiger Verspätung durch. Bei den zwei Deutschen, die vorvergangenen Dienstag zwischen Manacor und Sant Llorenç in eine tödliche Kollision verwickelt waren, handelte es sich um den CSU-Bundestagsabgeordneten Christian Schmidt und dessen Schwiegervater.

Der Unfall hatte sich gegen 22.45 Uhr auf der Landstraße C-715 ereignet. Schmidt und sein Schwiegervater waren zu diesem Zeitpunkt auf dem Rückweg vom Flughafen. Ein spanisches Pärchen (beide 18), das im entgegenkommenden Fahrzeug saß, starb noch am Unfallort. Schmidt, sein Schwiegervater sowie ein dritter Spanier wurden mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus Manacor gebracht. Drei Tage später erlag der 68-jährige Schwiegervater, inzwischen auf die Intensivstation des Krankenhaus Son Dureta in Palma verlegt, seinen schweren Schädelverletzungen. Der Abgeordnete Schmidt flog am Dienstag in einer Spezialmaschine nach Deutschland zurück, wo er weiter stationär behandelt wird.

Das Medieninteresse trat am Montag ein Artikel in der Nürnberger Lokalausgabe der „Bild”-Zeitung los. Darin wurde erstmals der Name des Bundestagsmitglieds mit dem tragischen Unfall auf Mallorca in Verbindung gebracht. Gegenüber MM beschrieb Schmidt am Montag seinen Gesundheitszustand als „den Umständen entsprechend”. Neben mehreren Rippen sei auch sein Brustbein gebrochen. Zudem sei sein Körper „mit Hämatomen übersät”. All das erklärte der Politiker mit kaum wahrnehmbarer Stimme. Nach wenigen Minuten beendete Schmidt das Gespräch und bat, nicht weiter gestört zu werden. Nach Auskunft seines Berliner Pressebüros am Mittwoch wird Schmidt voraussichtlich nicht vor Ende September auf die politische Bühne zurückkehren.

Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion war nicht zum ersten Mal auf Mallorca. Gegenüber der „Berliner Morgenpost” sagte Schmidt vor wenigen Wochen: „Da haben meine Familie und ich schon so etwas wie eine zweite Heimat.” Der Militärexperte der CSU hatte vor seinem Flug nach Mallorca Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) auf einer Reise nach Afghanistan begleitet.

Die spanische Lokalpresse konzentrierte sich nach dem Unfall auf die familiären Tragödien, die sich in den Heimatorten der jungen Opfer abspielten. In Sant Llorenç, wo die Frau lebte, sagte Bürgermeister Mateo Puigrós den letzten Tag der sommerlichen Fiesta ab. Zur kirchlichen Trauerfeier ihres Freundes in Artà erschien fast die gesamte Gemeinde. Die Familien der Opfer, die seit zwei Jahren ein Paar waren, schalteten in den spanischen Zeitungen eine Todesanzeige mit deren Foto. Nach dem Medienecho der vergangenen Tage klärten die Lokalblätter auf Mallorca am Dienstag ihre Leser über die Identität der deutschen Unfallopfer auf.

Die Guardia Civil ermittelt noch die Unfallursache. Noch liegt kein Ergebnis vor, wie ein Sprecher gegenüber MM erklärte. Bei einer Pressekonferenz am Montag in München berief sich CSU-Landesgruppenchef Michael Glos auf ein vorangegangenes Telefonat mit Schmidt und gab dem spanischen Fahrer die Schuld am Unfall. Demnach sei das Fahrzeug der jungen Spanier auf die Gegenfahrbahn geraten.