Mallorcas Küche ist sehr stark jahreszeitlich gebunden. Ein
traditioneller Speisezettel sieht im Winter ganz anders aus als im
Sommer. Jetzt ist Hochsaison für frische Gemüse und Salate, für
Tortillas aller Art, für leichte Pasta–Gerichte, die zwar
ursprünglich nicht nach Mallorca gehören, aber von den hiesigen
Speisekarten nicht mehr wegzudenken sind. Jetzt ist Hochsaison für
Fisch und Schalentiere, für Fleisch und Geflügel vom Grill.
Gleichgültig, ob jemand die mediterrane Küche insgesamt in sein
Programm einbezieht – wie Peter Himbert vom Restaurant Es Molí des
Torrent in Santa María – oder allein auf Tradition baut – wie
Baltasar Alomar vom Restaurant Ses Cotxeríes in Puigpunyent –,
immer sollten die Gerichte im Sommer der Jahreszeit und dem
Marktangebot angepasst sein. Und das ist vor allem bei Obst und
Gemüse in den Monaten von Juni bis September mehr als
umfassend.
„Was wir zurzeit anbieten, ist leicht, erfrischend und
aufbauend”, sagt Peter Himbert. Er setzt auf viel Fisch, am besten
vom Grill, der aber vor allem bei den Vorspeisen auch leicht
süßlich angerichtet sein darf. Wie etwa in seinem Rezept „Tartar
von Dorade mit Mango und sommerlichen Salaten”. Ein Renner zurzeit
ist auch Sankt Petersfisch mit Pfirsichragout und grünen Bohnen.
Wenn Himbert im Sommer Saucen serviert, dann müssen sie leicht,
harmonisch und zurückhaltend sein.
Natürlich macht er auch immer wieder Anleihen aus der
spanisch-mallorquinischen Küche. „Kalte Suppen in jeder Form bieten
sich an. Gazpacho ist ja ein Klassiker, unser Pogramm beinhaltet
auch Suppen von Karotten und Ingwer, Melone und Gurke oder eine
kalte Paprikasuppe.” Außerdem nutzt er Kräuter in jeder Form, auch
jene, die auf Mallorca nicht immer an der Tagesordnung sind: Dill,
Estragon, Bohnenkraut. Und natürlich viel, viel Basilikum. „Manche
unserer Gäste wollen ohne Fleisch nicht leben. Ihnen bieten wir vor
allem leichte Steaks vom Rinderfilet, gut pariert und kurz
gegrillt. Solche Gerichte bleiben leicht, selbst wenn man sie mit
einer Chorizo–Olivenöl–Sauce serviert.”
Für Himbert ist Salat weit mehr als eine Beilage. Deshalb sind
seine Dressings auch kleine Kunstwerke. Er benutzt weißen
Balsamico–Essig oder Chardonnay– und Sherry–Essig in Kombination
mit Traubenkernöl. „Damit die Öle nicht am Blatt kleben bleiben,
werden die Dressings mit etwas Geflügelfond aufgearbeitet. Und
Olivenöl ist unerlässlich”, sagt er.
Baltasar Alomar vom Restaurant Ses Cotxeríes in Puigpunyent hat
sich der mallorquinischen Traditionsküche verschrieben. „Viele
unserer Rezepte wandeln sich im Sommer, andere wie Arroz brut oder
ein kräftiges Frito Mallorquín vom Schwein verschwinden völlig von
der Speisekarte. Ein Tumbet etwa schmeckt einfach im Sommer anders
als im Winter, weil die Zutaten anders sind.” Tumbet ist ein
Eintopf, der aus Auberginen, Paprikaschoten, Kartoffeln und
Zucchini besteht, die alle einzeln gegart und erst zum Schluss
zusammengefügt werden. Das allein macht schon ein schmackhaftes
Hauptgericht aus.
Auch gefülltes Gemüse steht im Sommer auf dem Speiseplan. Pikant
angerichtetes Hackfleisch wird in ausgehöhlte Auberginen,
Artischocken oder Zucchini gegeben und in einer Tomatesauce im Ofen
gegart. Grundsätzlich gilt, dass das auf Mallorca zum Kochen
allseits beliebte Schweineschmalz im Sommer höchstens einmal zum
Würzen benutzt wird: „Schlachtzeit ist der Winter”, sagt
Baltasar.
Auch eine weitere inseltypische Zutat ist im Sommer nicht an der
Tagesordnung: Kohl. „Dennoch wollen wir Mallorquiner auch bei hohen
Temperaturen nicht auf ,Sopes Mallorquines' verzichten”, sagt
Baltasar Alomar. „Statt Kohl fügen wir Mangold bei. So entsteht ein
anderes, wenn auch verwandtes Gericht.” Er baut auf Salate in
vielen Variationen – aus Fisch, aus Gemüse wie Paprikaschoten,
Zwiebeln und Tomaten, das er aber auch gerne grillt. „Wir bereiten,
was der Markt bietet. Typische Sommerfische sind Rochen oder
Goldbrassen. Ganz wichtig beim Gemüse: grüne Bohnen, Brokkoli und
Karotten.” Und er kommt immer wieder auf die
Tomaten–Paprika–Zwiebel– Mischung, die, leicht angebraten, als
„Sofrito” die Basis für viele Gerichte ist. Für leichte Suppen und
sogar für Tortillas.
Fisch wird im Sommer hierzulande auch oft „al escabeche”, d.h.
sauer eingelegt, serviert. Dafür eignen sich Sardinen, Thunfisch
oder alle Fische, die eine feste Konsistenz haben. Sie werden kurz
angebraten, danach in einem Sud aus Olivenöl, Gemüse, Rotweinessig,
Weißwein und Wasser kurz gesotten. Das Ganze muss mindestens 24
Stunden abkühlen.
Fleischgerichte betrachtet Alomar ähnlich wie Himbert im Sommer
als ein Zugeständnis an die Gäste, außer einem leichten Steak vom
Grill oder, wenn überhaupt, nur mit ganz leichten Saucen.
Was für Vorspeisen und Hauptgericht gilt, ist auch für die
Desserts wichtig: Leichtigkeit. Himbert serviert gerne
Beerenfrüchte, frische Sorbets, auch von Quark oder Joghurt. Wer
sich viel Mühe machen will, dem sei „Menjar Blanc de Almendros”
empfohlen. Hierzu gibt man 200 Gramm fein geriebene Mandeln und 220
Gramm Zucker in sechs Tassen Milch, setzt das Ganze aufs Feuer und
lässt es unter ständigem Rühren leicht aufkochen. Dann 125 Gramm
Reismehl hinzufügen, ein wenig kalte Milch, ein Stück Zimt und
etwas Zitronenschale. So lange unter Rühren kochen, bis die Masse
cremig wird. In Portionsschüsseln umfüllen und abkühlen lassen. Mit
Zitronenschnitzen eiskalt servieren.
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