Die internationale Forschergemeinschaft, die das Rätsel um die
Herkunft Christoph Kolumbus' entschlüsseln möchte, ist mit der
Öffnung des mutmaßlichen Grabes des Amerika-Entdeckers in der
Kathedrale von Sevilla einen großen Schritt vorangekommen. Am
Montag wurde dem metallenen Sarkophag eine hölzerne Kiste
entnommen, in der die Knochen des Admirals aufbewahrt wurden. Ziel
der bereits seit Monaten vorbereiteten Untersuchung ist es
herauszufinden, an welchem Ort Christoph Kolumbus tatsächlich zur
letzten Ruhe gebettet wurden. Neben der Kathedrale in Sevilla nimmt
auch die Stadt Santo Domingo in der Karibik für sich in Anspruch,
die Grabstätte des Seefahrers zu beheimaten.
Weiter wollen die Forscher klären, ob Kolumbus möglicherweise
auf Mallorca das Licht der Welt erblickte und der uneheliche Sohn
des aragonesischen Prinzen Carles de Viana ist. Diese umstrittene
These wird seit nunmehr 30 Jahren von dem Mallorquiner und Sekretär
der Asociación Cultural Cristóbal Colón, Gabriel Verd Martorell,
vertreten. Nachvollziehbar, dass Verd die Öffnung des Grabes in
Sevilla als „einen der intensivsten Momente meines Lebens”
bezeichnete.
Um an das Türchen im Sarkophag heranzukommen, musste ein Gerüst
errichtet werden. Der stilisierte Sarg, in dem die Holzkiste mit
den Knochenresten aufbewahrt wurde, wird von vier Lanzenträgern
geschultert. Jede dieser Skulpturen ist über drei Meter hoch.
Geleitet wird die Untersuchung von dem spanischen
Genetik-Experten der Universität Granada, Professor José Antonio
Lorente. Eingebunden sind auch Forscher der Universitäten Santiago,
Barcelona und Rom sowie des Max-Planck-Instituts in Leipzig. Hinzu
kommen Experten der US-Bundespolizei FBI sowie der auf Gentechnik
spezialisierten Firmen Celera und Applied Biosystems. Der
Projektetat beträgt rund 180.000 Euro.
Wie Lorente im vergangenen November in Palma erläuterte (MM
48/2002), sollen den Knochen Gen-Proben entnommen werden, um sie
mit dem Erbgut der mutmaßlichen Verwandten von Kolumbus
abzugleichen. Bereits im September 2002 waren die sterblichen
Überreste des Kolumbus-Bruders Diego im Cartuja-Kloster in Sevilla
exhumiert worden. Zeitgleich mit der Ruhestätte des Entdeckers
wurde am Montag in der Kathedrale in Sevilla auch das Grab des
Entdecker-Sohnes Fernando geöffnet.
Anders als beim Vater ist man sich über die Grablage des Sohnes
weitgehend sicher. Die Gebeine von Kolumbus haben indes eine wahre
Odyssee hinter sich. Der Entdecker starb 1506 verarmt im spanischen
Valladolid. In seinem Testament wünschte er, in der Neuen Welt
begraben zu werden. 1509 wurden die Gebeine nach Sevilla, 1537 nach
Santo Domingo gebracht. Um das Jahr 1778 wurden sie aus politischen
Gründen nach Kuba umgebettet. Nach der Niederlage der Spanier im
Krieg mit den USA kamen die Überreste 1898 erneut nach Sevilla.
Für Kolumbus-Forscher Verd wiederum ist der DNA-Abgleich mit dem
mutmaßlichen Kolumbus-Vater, dem Prinzen von Viana, von Bedeutung.
Dessen Gebeine ruhen in Katalonien. Doch bis Ergebnisse vorliegen,
werden noch Monate vergehen.
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