Kinder begrüßen Kinder.

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Unmittelbar vor der Landung ist die Spannung mit Händen zu greifen. „Uih, ich dachte, Mallorca ist eine kleine Insel, und dann sind da so viele Felder wie bei uns zu sehen!”, sagt ein Junge, während er wie seine Altersgenossen gebannt aus dem Kabinenfenster starrt. Die Maschine sinkt tiefer und tiefer, bis sie mit lautem Brausen – „Rums” – um 14.50 Uhr auf der Landebahn aufsetzt. Zahllose Hände klatschen dem Piloten aufgeregt und doch erleichtert Beifall. Für die meisten der Reisenden war es der erste Flug ihres Lebens.

Die ersten deutschen „Flutkinder”, die nach der Hochwasserkatastrophe von der Balearen-Regierung zu einer kostenlosen Urlaubswoche eingeladen worden waren, sind am Donnerstag in Palma eingetroffen. 150 Schüler aus den Überschwemmungsgebieten in Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden auf dem Flughafen Son Sant Joan vom balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich begrüßt.

Die Ankunft war bis ins kleinste Detail durchorganisiert. Die Maschine der spanischen Airline Futura, die der Govern kurzfristig hatte chartern müssen, wurde in einen Winkel des Flughafengeländes geleitet. Als sich die Flugzeugtüren öffneten, gab es kein Halten mehr. Über Gangways strömten die Kinder mit leuchtenden Augen hinab auf festen Boden. Sie wurden empfangen von einer Gruppe mallorquinischer Schüler, die ihnen Geschenke der Balearen-Regierung überreichten. In den bunten Tüten befanden sich blaue Schirmmützen, Informationsbroschüren über die Insel, eine CD-ROM samt Büchlein zum Erlernen von katalanischen Redewendungen sowie ein Schlüsselanhänger mit dem Wappen der Balearen.

Im dicht gefüllten Empfangsraum des Flughafens erinnerten drei spanische Schüler in deutscher Sprache an die Bilder der Flutkatastrophe, die sie im Fernsehen miterlebt hatten, und wünschten den Gästen „Viel Spaß bei uns auf Mallorca!” Ministerpräsident Antich ließ über den Vertreter der Balearen in Berlin, Josep Moll Marquès, dolmetschen: „Herzlich willkommen! Wir wollen euch und euren Familien unseren Beistand und unsere Solidarität zeigen, weil wir wissen, dass ihr schwierige Zeiten hinter euch habt.” Dieser Gruß komme von der ganzen Balearen-Bevölkerung, „denn alle haben mitgeholfen, dass dies möglich wird”.

Der Sprecher der deutschen Gruppe, Manfred Fechner vom Regionalschulamt Dresden, bedankte sich bei Antich. „Das ist ein grandioser Empfang. Ich komme mir vor, als ob ich bei eine Fußball-WM gewonnen hätte.”

Die Balearen-Regierung hatte die Hilfsaktion unmittelbar nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Flutkatastrophe Ende August ins Leben gerufen. Da die Sonneninsel sich vor allem auf das Organisieren von Urlauben verstehe, wollte die Regierung den am stärksten von den dramatischen Ereignissen traumatisierten Kindern die Gelegenheit zur Erholung bieten.

Aus organisatorischen Gründen war die Aktion allerdings auf die Zeit der deutschen Herbstferien verschoben worden. Im Oktober werden somit nacheinander drei Gruppen mit insgesamt 450 Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren für jeweils eine Woche auf Mallorca Abstand von den Ereignissen zu Hause gewinnen können. Auf zehn Schüler kommt ein Betreuer aus Deutschland.

Untergebracht sind die Gruppen in Hotels in Cala Millor sowie an der Playa de Palma. Die Kosten für die Unterkunft übernimmt die Hotelvereinigung. Für die nächsten Tage ist ein buntes Freizeit– und Besichtigungsprogramm vorgesehen. Die Kinder sind Feuer und Flamme. Ein 10-Jähriger: „Ich habe nicht geglaubt, dass alles wahr wird.”