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Empfindlich haben viele Mallorquiner auf die Kritik von Air-Berlin-Chef Joachim Hunold an der aktuellen Tourismuspolitik auf der Insel reagiert. Planas i Sanmartí, Kolumnist der Tageszeitung „Diario de Mallorca”, hat „die Ausländer, die hierher kommen, um uns und unsere Autoritäten zu beleidigen”, ganz besonders satt. Andere drückten ihren Missmut weniger vornehm aus.

Abgesehen davon, ob Hunold recht hat oder nicht (hat er weitgehend), steht es ihm jederzeit zu, die Balearen-Regierung zu kritisieren. Schließlich befinden wir uns im geeinten Europa, das könnten auch die pikierten Insulaner mitbekommen haben. Und da steht es jedem Bürger zu, eine Politik zu kritisieren, von der er sich beeinflusst fühlt, unabhängig davon, welchen Pass er trägt.

Deswegen lesen Sie jede Woche in MM die Meinung von „diesen Ausländern”, die Planas so satt hat. Manchmal freundlich, oft so deutlich, dass sich Hunolds Kolumne als vergleichsweise netter Kommentar ausnimmt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum, bestimmte Züge anzuprangern, die Mallorquinern eigen sind. Das ändern zu wollen, wäre in der Tat impertinent. Da ist von Zugereisten mitunter besonderes Fingerspitzengefühl verlangt, etwa wenn es darum geht, die hiesige Verwaltung zu verstehen. Wer sich mit den Verhältnissen, dem Charakter der Menschen nicht arrangieren kann, der kann die Niederlassungsfreiheit, die ihm die EU garantiert, auch in Castrop-Rauxel genießen.

Aber genauso wie ein Hamburger, der nach München zieht, dort wählen darf und sich in die Kommunalpolitik einmischen kann, können Deutsche (und alle anderen EU-Bürger auch) auf Mallorca bei den Gemeindewahlen ihr Kreuzchen machen, mitreden und sich sogar in die Lokalparlamente wählen lassen.

Aber man muss hier keinen Wohnsitz haben, um sich eine Meinung über die Politik der Balearen-Regierung erlauben zu können. Schon gar nicht, wenn man wie Joachim Hunold wichtige geschäftliche Interessen auf der Insel hat, die von dieser Politk massiv beinträchtigt werden.

Die Mallorquiner, die sich auf den Schlips getreten fühlen, würden keinen Fehler machen, wenn sie über den eigenen Tellerrand schauten. Polemik müssten sie gewohnt sein. Schließlich schmeißen sich hiesige Politiker oft sogar Schimpfwörter an den Kopf.