Mallorca ist ein Magnet. Immer mehr Menschen von außerhalb
suchen auf der Insel das, was sie in ihrem Heimatland nicht finden:
ein sonniges Plätzchen für den verdienten Ruhestand, eine bessere
Lebensqualität, ein kleines Stückchen vom großen Wohlstandskuchen
oder Sicherheit vor politischer Verfolgung.
160.000 Ausländer sollen sich nach Schätzungen
mittlerweile mehr oder weniger fest und mehr oder weniger legal auf
Mallorca niedergelassen haben. Unter den Einheimischen wächst die
Furcht vor einer Überfremdung und davor, dass die kleine Insel bald
aus allen Nähten platzen könnte.
Anfang der Woche disqualifizierte sich Inselratspräsidentin
Munar mit wenig sachlichen und offensichtlich wahlkampftaktischen
Äußerungen. Die Insel vertrage keinen weiteren Zustrom von
europäischen Residenten, und schon gar nicht von bedürftigen
Menschen aus anderen Ländern der Welt. Die Richtigkeit dieser Worte
darf getrost bezweifelt werden: Erfahrungsgemäß werden die
Schleusen immer dann geöffnet, wenn irgendwo ein Arbeitskäftemangel
herrscht. Und angesichts der Tatsache, dass Spanien weltweit die
geringste Geburtenrate hat, fragt man sich, wer denn künftig für
das Funktionieren des Wirtschafts– und Rentensystems sorgen
soll.
Munars Worte sind auch nicht geeignet, die vielbeschworene
Integration der Neubürger zu fördern. Im Gegenteil. Bislang gab es
im Gegensatz zu anderen spanischen Regionen keinen vordergründigen
Rassismus auf Mallorca, sondern lediglich die eher verständliche
Furcht vor jedem Fremden. Je größer die geografische,
wirtschaftliche und kulturelle Distanz, desto größer die
Vorbehalte. Und desto dreister die Versuche, die ,,Eindringlinge”
durch überteuerte Mieten und Billiglöhne auszunutzen.
Das friedliche Zusammenleben könnte sich ändern, wenn nicht
rasch Programme zur Integration der Zuzöglinge geschaffen werden.
Waren die ersten Einwanderungswellen von Einzelpersonen geprägt,
deren Grundbedürfnisse durch einen Arbeitsplatz und ein Dach überm
Kopf zu lösen waren, so sind mittlerweile die ersten Familien
nachgereist. Tausende werden vermutlich nachkommen. Sie werden sich
automatisch stärker ins soziale Leben einklinken. Sollen Konflikte
vermieden werden, müssen jetzt dafür die Voraussetzungen geschaffen
werden.
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