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S o sinnlich war eine Ausstellung im Kulturzentrum der La Caixa („Gran Hotel”) in Palma selten. „Los aromas de al Andalus” ist eine kleine Entdeckungsreise, bei der der Besucher getrost immer der Nase nachgehen kann. Schauplatz ist vor allem das Andalusien zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert, als sich auf der iberischen Halbinsel ein hispanoarabischer Kulturund Wirtschaftsraum, das sogenannte „al-Andalus”, entwickelte. Es war eine lange und fruchtbare Vereinigung von Orient und Okzident. „Al-Andalus” war eine Misch-Kultur aus verschiedenen Völkern (unter anderem Araber, Berber, Westgoten) und Religionen (Christentum, Judentum, Islam). Gerade das Zusammenspiel aus vielen Völkern machte das Land zum kultiviertesten seiner Epoche. Vor allem die Araber prägten die Lebensart mit ihrem ausgesprochenen Faible für Kunst, Poesie, Philosophie, Wissenschaften und Architektur. Die feine Gesellschaft hatte eine Vorliebe für blumenduftende Parks, parfümierte Räume und stark gewürzte Speisen.

Die meist süßen oder pikanten Aromen stammten aus dem Orient. Es war ein schwieriges Abenteuer, sie über Meere und Wüsten bis nach Spanien zu holen. Auf den Gewürzstraßen nach Indien und Indonesien entstand reger Handel. Und entlang der Handelsroute füllten sich die Marktplätze mit den verschiedensten Aromen aus dem Osten.

Ein Teil der Ausstellung im „Gran Hotel” zeichnet den Weg nach, den die Gewürze von Asien bis nach Europa nahmen. Das reinste olfaktorische Feuerwerk ist ein Markt mit Früchten, Gemüse und Gewürzen. Marktschreier, blökende Schafe und Stimmengewirr bilden die Hintergrundgeräusche.

Eine Moschee, ein Wohnhaus und ein Garten sind weitere nachgestellte Kulissen. In den Gängen dazwischen sind Schautafeln angebracht. Außerdem Schnupperboxen, in denen bevorzugte Gartenpflanzen wie Zypresse, Zitrusfrüchte oder Jasmin getestet werden können. Aber auch von Gewürzen wie Koriander, Safran und Ingwer kann man eine Duftprobe nehmen. Sogar Weihrauch, eine lange der Kirche vorbehaltene Köstlichkeit, ist zu riechen. Alles in allem: betörend. (ele)