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Auf der Bootsmesse traf ich Ehepaar Lindemann, Residenten aus Colònia San Jordí, tief versunken in den Anblick einer Motoryacht. Sie suchten nach einer neuen. Ihr Neun-Meter-Boot ist ihnen zu klein geworden.

Ein Verkäufer des britischen Yachtbauers Fairline erzählte mir, dass 80 Prozent der Besucher seiner Schiffe potentielle Käufer sind. Die Menorquin 180 war schon verkauft, kaum dass sie am Steg festgemacht hatte. So auch die italiensiche Azimut 80 von dahm international. Der nautische Tourismus boomt. So sehr, dass sogar die Hamburger Firma Arne Schmidt Yachts International nach Palma kommt, um eine Trader 535 auszustellen. Eine anderthalb Millionen-Yacht, die bereits 50 mal in den Häfen Mallorcas schwimmt.

Sicher, diese Entwicklung ist für die Aussteller erfreulich. Sie zwingt aber immer wieder zu der Frage: wohin mit den Booten? Pfiffige Marina-Betreiber wie die Marina de Barà aus Barcelona haben das erkannt und werben auf der Bootsmesse für Liegeplätze.

Das dürfte die balearische Regierung freuen. Denn Liegeplätze sind Mangelware auf der Insel. Ihre Vergabe ist undurchschaubar, oft nur durch ,,gute Beziehungen” geregelt. Mit einer Verordnung, die sie rechtzeitig zur Bootsmesse verkündet hat, soll hier Transparenz geschaffen werden. Das ist löblich. Weniger lobenswert ist allerdings die Haltung der Regierung zu dem Punkt ihrer Verordnung, der per se schon für Unmut bei den privaten Marinas und Club Nàuticos gesorgt hat: Private Liegeplätze sollen nach Ablauf der Konzession an die balearische Regierung zurückfallen.

Der Club de Vela in Andratx wäre als erster davon betroffen. Im April 2001 läuft die Konzession dort aus. Große Unsicherheit vom Segelclub-Chef bis zum privaten Liegeplatzbesitzer. Keiner weiß, wie es weitergeht. Wird die Konzession verlängert? Was geschieht sonst mit den Liegeplätzen? Gibt es neue Ausschreibungen? Die balearische Regierung muss sie schnell beantworten. Nur so wird aus der Verordnung kein Papiertiger.

Der Gewinn liegt auf beiden Seiten: Die Regierung hat keinen Imageverlust. Die privaten Betreiber bekommen ein reelle Chance, auf die neuen Gegebenheiten in ihrem Interesse reagieren zu können. So wird auch für den nautischen Tourismus ein Schuh draus. Was nützt der Boom, wenn für die Folgen politisch nicht gesorgt wird?