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Heiraten ist in. Vor allem im Mai. Wer es sich leisten kann, den Aufwand nicht scheut, sucht sich einen besonderen Ort, um den Bund fürs Leben zu schließen.

Das Interesse der Deutschen, auf Mallorca zu heiraten, ist groß. Die meisten kennen Mallorca, verbringen ihren Urlaub auf der Insel oder haben sogar ein Haus hier. „Mallorca ist ein begehrtes Hochzeitsziel. Die Gründe, warum die Leute gerade hier den Bund fürs Leben schließen wollen, sind vielfältig. Oft hat hier ihre Liebe begonnen”, berichtet Katja Buhlan von der Agentur ,,Mallorca Fiestas”, die unter anderem Hochzeiten auf der Insel arrangiert.

Angeführt aber wird die Liste der Motive von dem Wunsch, lästigen Verpflichtungen zu entfliehen: „Mallorca ist von jeder deutschen Stadt mit Flughafen gerade mal zwei Stunden entfernt. Flüge hierher sind billig. Und doch lassen sich durch einen Flug nach Mallorca unangenehme Verwandte oder Bekannte abwimmeln. Egal, wie weit entfernt diese innerhalb von Deutschland leben, alle setzen sich ins Auto. Ins Flugzeug steigt nicht jeder”, sagt Buhlmans Kollegin Jutta Birfelder.

Die spanische Regierung scheint es den Ausländern leicht zu machen. Im Formblatt des Konsulats der Bundesrepublik steht: „Die Eheschließung zweier Ausländer vor einem spanischen Standesbeamten ist auch dann möglich, wenn keiner der Verlobten seinen Wohnsitz in Spanien hat.”

Das klingt, als wäre Mallorca ein Eldorado für Schnellentschlossene. Was viele aber nicht wissen: Die Organisation des Vorhabens beginnt in Deutschland, von dort aus werden weitere Schritte eingeleitet. „Die Anmeldung der Eheschließung muss in diesem Fall zwingend bei dem für den Wohnsitz der Verlobten örtlich zuständigen spanischen Konsulat eingeleitet werden.” Die sieben spanischen Konsulate (Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, München) können in Absprache mit den Verlobten die Eheschließung dann an ein spanisches Standesamt delegieren.

Aber: „Terminvereinbarungen und sonstige Absprachen mit dem Standesamt müssen von den Verlobten selbst erledigt werden.” „Der erste Irrtum ist meist schon, dass die Deutschen meinen, sie müssten hier auf Mallorca mit uns in Verbindung treten”, so der deutsche Vizekonsul in Palma, Andreas Cramer. „Zuständig sind die spanischen Konsulate in Deutschland. Das Problem ist: Die erlassen nur Kannbestimmungen, es gibt immer noch keine eindeutigen Richtlinien.”

Nicht alle spanischen Konsulate reagieren freudig auf den Wunsch nach einer Hochzeit auf Mallorca: „Die Vorgehensweise der spanischen Konsulate ist höchst unterschiedlich. Oft passiert es, dass man nicht einmal an der Sekretärin vorbeikommt”, berichtet Cramer. „Dann werde ich angerufen, aber ich kann da gar nichts machen.”

Nach seiner Einschätzung scheint die Inselregierung nur wenig Interesse an ausländischen Eheschließungen zu haben: „Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass Mallorca zu einem zweiten Las Vegas wird. Den Markt würde es geben, die Nachfrage besteht, aber oft entsteht der Eindruck, dass die Mallorquiner den Deutschen hier Steine in den Weg legen wollen. Das kann man verstehen oder nicht.”

Ohne bürokratischen Aufwand lässt sich die Ehe auf Mallorca nicht schließen. Will man hier heiraten, muss man selbst mit dem gewählten Standesamt oder der Kirche in Verbindung treten, „um zu erfragen, welche Dokumente in welcher Form (Orginal, beglaubigte Fotokopie, Apostille – das heißt, die erneut beglaubigte Unterschrift der Unterschrift des ersten Beamten) benötigt werden”, so das deutsche Konsulat.

Auch hier weist das Formblatt auf die möglichen Schwierigkeiten hin: „Die Auflistung von Dokumenten für die standesamtliche Eheschließung gibt lediglich einen Überblick darüber, welche Papiere gefordert werden können. Die abschließende Entscheidung liegt jedoch beim Standesbeamten.” Oft unterschätzen die Eheleute die Sprachbarrieren. Cramer: „Die rufen hier an und kommen nicht weiter. Natürlich ist das auch von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Klappt es in Inca, heißt das noch lange nicht, dass es in Manacor gut geht.”

Für Residenten, die hier seit zwei Jahren leben, ist die standesamtliche und kirchliche Eheschließung kein Problem: „Man heiratet nach Ortsrecht, das heißt der Pfarrer muss einverstanden sein”, so Cramer. Der Vizekonsul favorisiert die Möglichkeit, in Deutschland standesamtlich und auf der Insel kirchlich zu heiraten.

Auf Mallorca gibt es einen katholischen und einen evangelischen Geistlichen, die die Zeremonie in deutscher Sprache vollziehen. „Das Traugespräch läuft in der Muttersprache, das ist schon besser für die Brautleute. Schließlich soll die Predigt ja auch persönlich sein, etwas über das Ehepaar aussagen”, meint Jutta Birfelder.

Ob für Residenten oder Nicht-Residenten, die Erfordernisse für die kirchliche Eheschließung sind von Ort zu Ort unterschiedlich. Das Konsulat empfiehlt den persönlichen Kontakt zum Pfarrer. Ökumenische Trauungen können ebenso in deutscher Sprache abgehalten werden. Birfelder: „Wir arbeiten mit verschiedenen freien Theologen zusammen.”

Für die Regelung der offiziellen Angelegenheiten benötigt man etwa ein halbes Jahr. Vor dem spanischen Gesetz gilt auch als verheiratet, wer sich nur kirchlich traut. Der zuständige Pfarrer klärt die Formalitäten ab, das Standesamt trägt die Ehe danach ins Register ein. In den Genuss dieser Vereinfachung können aber nur Residenten kommen.

Cramers Fazit: „Den Leuten wird schnell der Schneid abgekauft. Den Wunsch, hier standesamtlich und kirchlich zu heiraten, haben vielleicht 10.000, 1000 versuchen es dann tatsächlich und erreichen können gerade mal 100 das Ziel.”