Der Start in die Saison ist für die Balearen buchstäblich ins
Wasser gefallen. Temperaturen zwischen zehn und 16 Grad, mehr als
elf Liter Regen pro Quadratmeter am 1. Mai, schwache
Hotel-Auslastungen und Rückgänge auch bei den Buchungen für die
nächsten acht Wochen sorgen bei den Touristikern für lange
Gesichter.
Über das Ausmaß des Fehlstarts scheiden sich hingegen die
Geister. Der balearische Hotelverband sieht den „schlechtesten
Saisonstart der letzten zehn Jahre” und fühlt sich „an die Jahre
nach dem Golfkrieg erinnert, als es auf allen für die Inseln
wichtigen Märkten einen Rückgang gab”. Wegen der Einbußen werde es
wohl unumgänglich sein, „dass einige Einrichtungen schließen und
ihre Angestellten in Urlaub schicken”, sagt der Vizepräsident des
Hotelverbandes, Ignaci Esteve. Die durchschnittliche Belegung der
Herbergen habe bei 70 Prozent gelegen. Dabei habe der
innerspanische Tourismus das lange Mai-Wochenende gerettet.
Ungleich entspannter beurteilt die Regierung den Saisonauftakt.
Der „geringe Rückgang” beunruhige ihn nicht, so Präsidial-Minister
Antoni Garcías, schließlich wisse die Gesellschaft, dass „ein
ständiger Anstieg nicht verträglich ist”.
Gelassenheit auch beim Tourismus-Minister. Es gebe keine
Anzeichen dafür, dass die Saison insgesamt schwächer ausfallen
werde als die vergangene, so Celestí Alomar. Auch Einbußen zwischen
zehn und zwanzig Prozent für die Buchungen in den Monaten Mai und
Juni, von denen Reiseveranstalter sprechen, seien kein Grund zur
Sorge, beruhigt der Tourismus-Minister. „Die Deutschen und
Engländer buchen ihre Reisen immer kurzfristiger, wie auf dem
spanischen Markt.”
Von einer Erholung im Laufe der Saison geht auch Tiffany
Blackman, die Generaldirektorin des balearischen Tourismus–
Institus Ibatur, aus. „Es besteht für die Hoteliers kein Grund zur
Panik.”
Bei 10'42 Prozent liegt der Rückgang der Passagiere, die nach
der Statistik der Flughafen-Gesellschaft Aena zwischen dem 28.
April und 4. Mai nach Mallorca kamen. Bei der Zahl der Flugzeuge
sind es 13'62 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des
Vorjahres. In absoluten Zahlen kamen im letzten Jahr in dieser
Woche 462.000 Besucher in 3988 Flugzeugen, zuletzt waren es 413.875
Touristen in 3455 Fliegern.
Weniger stark soll der Rückgang im Vergleich bereits für die
kommende Woche ausfallen. Wie Aena mitteilte, werden zwischen dem
4. und 10. Mai insgesamt 391.178 Besucher in 3811 Fliegern
erwartet, in 2000 waren es 411.810 Touristen in 3975 Flugzeugen.
Das entspricht einem Rückgang von 5'01 Prozent bei den Passagieren
und 4'13 Prozent bei den Fliegern. Allerdings sind alle
Besucher-Zahlen keine tatsächlichen, sondern beruhen auf
Schätzungen. Die Behörde kalkuliert auf der Grundlage von
vollbesetzten Flugzeugen.
Auf den Monat Mai hochgerechnet, dürften zwischen 1'6 und 1'7
Mio Menschen die Balearen besuchen. Damit wären die Werte von Mitte
der neunziger Jahre erreicht. Und die lagen erheblich über denen am
Anfang des Jahrzehnts, als gerade 1'3 Mio Touristen gezählt wurden.
Groß ist aber auch der Abstand zum Spitzenwert, den die Inseln 1999
mit 2'18 Mio Gästen erreichten. Zahlen, die allerdings Erklärungen
in den späten Osterfeiertagen und den politischen Krisen in den
Konkurrenz-Märkten in der Türkei und Nordafrika finden.
Die Öko-Abgabe für Urlauber und die „Bild”– Kampagne sind
belastende Faktoren, die nach Meinung der Hoteliers zur Schwäche im
deutschen Markt führen. Die Ecotasa werde aber nur eine kurzfristig
negative Wirkung haben, glaubt der Dekan der Fakultät für Ökonomie
an der Balearen-Universität UIB, Eugeni Aguiló. „Die Kampagnen
werden von kurzer Dauer und sinnlos sein.” Denn die Touristen
würden schnell bemerken, so der Wissenschaftler, dass nicht sie,
sondern die Hoteliers die Steuer entrichten.
In der Hochsaison werden täglich 125.000 Besucher die Ecotasa
nicht zahlen, weil sie nicht in Hotels wohnen, rechnet Aguiló in
einer Studie vor. Deshalb solle die Steuer besser am Flughafen
erhoben werden, so der Dekan, der sich bereits 1987 im Weißbuch für
Tourismus für eine Öko-Abgabe aussprach.
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