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Knapp ein Jahr nach seiner Gewahrsamnahme durch die Polizei am Flughafen von Palma gehen dem 60-jährigen Mann die traumatischen Erlebnisse immer noch nahe. Bei der Schilderung, wie ihn die Beamten in der Kurzpark-Zone vor dem Terminal auf die Motorhaube seines Autos werfen, ihm dadurch die Nase blutig schlagen und ihn schließlich an Handschellen über dem Boden zum Gefängniswagen schleifen, bricht Anton W. (Name geändert) in einen Weinkrampf aus. ,,Setzen Sie sich und beruhigen Sie sich erst einmal”, sagt die Richterin, um sich danach die alptraumhaften Erlebnisse des Deutschen im Gefängnis in Palma in allen Details anzuhören.

,,Widerdstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung in zwei Fällen” lautet der Vorwurf gegen Anton W., dessen Prozess am vergangenen Montag vor dem Gericht in Palma aufgerollt wurde. Die Anklage wirft dem Mann vor, zwei Polizisten verletzt zu haben, als sie ihm am 12. Mai 2000 wegen Falschparkens eine Geldbuße aufbrummen wollten. Sollte Anton W. schuldig gesprochen werden, drohen ihm sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von umgerechnet 4235 Mark.

,,Ich habe ein auffälliges Kabriolett mit deutscher Nummer. Deswegen hat uns der Polizist auch beobachtet”, berichtet der Angeklagte, der damals einen Freund zum Flieger brachte und nicht länger als drei Minuten vom Auto weggewesen sein will. Als er zurückkam, klebte bereits ein Strafzettel am Scheibenwischer. Bei der Diskussion ohne Fremdsprachenkenntnisse mit dem Beamten – ,,Er hat mich nicht verstanden, und ich habe ihn nicht verstanden” – gingen die Emotionen hoch.

Als ein zweiter Beamter und der Abschleppwagen hinzukommen, der das Kabriolett blockiert, eskaliert die Situation. ,,Ich sagte ihm, er soll den Abschleppwagen wegfahren, das ist Freiheitsberaubung!” Anton W. führt kaum Bargeld mit. Die Beamten haben seine Papiere, er hat genug, will einsteigen und davonfahren. ,,Sie können mich ja anzeigen”, denkt er sich. W. öffnet die Autotüre. ,,Dabei hat sich der Polizist gestoßen.” Die Beamten werten das Vorgehen offenbar als Widerstand und nehmen W. fest. Im April sollen die zwei Beamten gehört werden.