Mit einer Warnung vor der ,,Steuerfalle Spanien” hat am
Donnerstag ,,Capital” seine Leser erschreckt. ,,Mallorca –
Endstation Sehnsucht” titelte die deutsche
Wirtschaftszeitschrift.
Die Nachricht, über die Agenturen auch in Spanien verbreitet,
bezog sich auf den Datenabgleich zwischen spanischen und deutschen
Finanzämtern bei der Suche nach Steuerhinterziehern. Die Spanier
hätten dem Bundesamt für Finanzen in Bonn eine Liste mit 432.000
Spanien-Immobilien mit deutschen Besitzern zur Verfügung gestellt,
der Grundbesitz der Deutschen sei ,,fast lückenlos” erfasst, so
,,Capital”. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Steuerfahnder
bei Immobilienbesitzern vorstellig würden, die beim Kauf
Schwarzgeld eingesetzt haben.
Das Bundesfinanzministerium dementierte jedoch, dass beim ihm
unterstehenden Bundesamt für Finanzen eine solche Liste vorliege.
,,Es gibt die normalen Verdachtsfälle", sagte eine Sprecherin auf
Anfrage, ,,aber es existiert keine solche Liste und schon gar nicht
in diesem Umfang". ,,Capital" hatte als Quelle einen Rechtsanwalt
aus einer angesehenen Kanzlei aus Bonn genannt, der von der Liste
aus ,,finanzamtsinternen Quellen” erfahren haben will.
Sicher ist, dass die Finanzbehörden auf Mallorca schon vor
Monaten einen strengen Datenabgleich über alle Transaktionen auf
dem Immobilienmarkt angekündigt haben. Die Differenz des
angegebenen Preises mit dem Marktwert eines Hauses kann die Fahnder
auf die Spur von Schwarzgeld-Sündern führen. Wenn der deutsche
Fiskus diese Daten hätte, könnte er nachprüfen, ob das für den Kauf
auf Mallorca verwandet Geld in Deutschland ordnungsgemäß versteuert
worden ist.
Experten auf Mallorca meldeten auf MM-Anfrage Zweifel an, ob die
Spanier tatsächlich alle deutschen Immobilienbesitzer aufgespürt
haben. ,,Es ist sehr aufwendig zu ermitteln, ob etwa hinter einer
spanischen SL deutsche Eigentümer stehen”, heißt es. ,,Die wissen
noch nicht einmal, wieviele Deutsche auf Mallorca Immobilien haben,
wie wollen sie das für ganz Spanien wissen?”, fragt ein Fachmann.
Ebenso schwierig sei es, gerichtsfest den Marktwert einzelner
Objekte nachzuweisen um den Schwarzgeld-Verdacht zu
untermauern.
Ein Münchener Steueranwalt mit Drähten zu den Finanzbehörden hat
von der Liste nichts gehört. Er hält die Nachricht für einen Bluff,
um Leute zur Selbstanzeige zu bewegen. Aber eines sei sicher: Die
Kontrollen würden schärfer. ,,Spanien wird immer
rechtsstaatlicher.”
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