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Norbert Schultze wurde am 26. Januar 1911 in Braunschweig geboren - an diesem Freitag feiert der Komponist von "Lili Marleen" auf Mallorca seinen 90. Geburtstag.

Als 25-Jähriger komponierte er die Kinderoper ,,Schwarzer Peter”. "Dieses Stück war mein Verhängnis und mein Schicksal”, weiß der Musiker heute. ,,Verhängnis deshalb, weil die Nazis entdeckt haben, dass da ein junger Komponist ist, streng arisch, der ihnen nützlich sein könnte.” Ein Mitarbeiter der Propagandamaschinerie Hitlers sah den ,,Schwarzen Peter” und ließ Schultze auf eine Führerliste setzen. ,,Ohne dass ich das wusste”, beteuert der Komponist. Erst Jahre später erfuhr er, dass er zu einer Reihe von Künstlern gehörte, die während des gesamten Krieges nicht einzuberufen waren.

Dass der naive Komponist genau die Töne fand, die der Nationalsozialismus für seine Filme und die Propaganda brauchte, rettete ihm vielleicht das Leben, warf aber auch einen Schatten auf sein Lebenswerk. Diese Zeit brachte ihm den Beinamen ,,Bomben-Schultze” ein.

Trotz des Rufs eines ,,Bomben-Schultze” blieb Norbert Schultzes Name immer verbunden mit seinem größten Hit, einem Lied, das in der Rubrik ,,Schlager des Jahrhunderts” ganz oben steht: ,,Lili Marleen”. Und dabei schien der Song zunächst ein echter Flop zu sein.

Der Shanty-Sänger Jan Behrens hatte Schultze gebeten, ihm einige neue Seemannslieder zu schreiben, gab ihm dafür ein Buch mit Texten von Hans Leip. Darin befand sich unter anderem ,,Lili Marleen”. ,,In fünf Minuten hatte ich die Melodie dazu”, so Schultze. Doch Jan Behrens fand keinen Gefallen an dem Song. Mit dieser Meinung stand er nicht allein: ,,Es wollte überhaupt keiner dieses Lied. Man konnte nicht danach marschieren, man konnte auch nicht danach tanzen.” Später nahm es Lale Andersen auf, mit der Schultze Jahre zuvor ein kurzes Verhältnis hatte. Doch der Erfolg stellte sich auch dann noch nicht ein. Erst 1941, als der Soldatensender Belgrad die Platte spielte, wurde ,,Lili Marleen” zum Sehnsuchtslied der Soldaten, griff die Melodie auch auf andere Nationen über.

Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Norbert Schultze in Berlin. Erst vor zehn Jahren entdeckte der Komponist Mallorca. Er besuchte 1991 einen Freund, der in Cala Blava wohnte – und der ihm versprach: ,,Wenn du nach Mallorca ziehst, lebst du sicher zehn Jahre länger.” Noch am selben Tag kaufte sich Schultze ein Appartement in Puerto Portals. Heute lebt er mit seiner dritten Ehefrau Brigitt direkt in Portals Nous und hat vor zwei Jahren auch den Berliner Wohnsitz aufgegeben. ,,Ich werde hier wohl sterben”, lächelt Norbert Schultze. ,,Aber das kann noch ein paar Jahre dauern.”