Anfang Januar zieht es wieder etliche Radprofis nach Mallorca.
Sie wollen bei milden Temperaturen die ersten Kilometer der neuen
Saison abstrampeln. Einer blieb in den letzten Monaten immer
besonders lange: Der Kölner Marcel Wüst, der für das Festina-Team
radelt, mietete sich auf einer Finca nahe Llombards ein, bezog hier
ein regelrechtes Winterlager.
Und das wird Wüst, der im letzten Jahr erstmals eine
Tour-de-France-Etappe gewinnen konnte, auch 2001 wieder so machen.
Dabei ist unklar, ob er seine Karriere überhaupt fortsetzen kann.
Denn die bisherige Laufbahn des 33-Jährigen endete am 11. August
mit einem schrecklichen Unfall. Bei einem Rennen in Südfrankreich
stürzte Wüst schwer, zog sich schlimme Kopf- und Augenverletzungen
zu. Lebensgefahr, Intensivstation, banges Warten, drei schwierige
Operationen. Auf dem rechten Auge kann der Profisportler praktisch
nichts sehen, nimmt nur hell und dunkel wahr. ,,Auf einer
Sehkraft-Skala von null bis hundert habe ich vielleicht 0'5 oder
0'8. Auf jeden Fall aber unter eins.” Man hofft nun, dass sich das
Auge wieder regeneriert. Sollte dies nicht in ausreichendem Maße
geschehen, wird der deutsche Top-Sprinter einen Schlussstrich unter
die Karriere ziehen: ,,Wenn ich bis Juni nicht wieder soweit bin,
dass es mit dem Radfahren klappt, dann werde ich parallel zum Start
der Tour de France meinen Rücktritt erklären.” Aufs Rad steigen,
das kann Marcel Wüst schon wieder. Für Rennen ist ein Auge zu
wenig.
In der ersten Januar-Woche bezieht Marcel Wüst zusammen mit
Ehefrau Heike und Söhnchen Alexander wieder die vertraute Finca bei
Llombards. Bis Ende März will die Familie bleiben. ,,Ich habe
erstmal einen Vertrag bis Ende 2001, kann aber wahrscheinlich auch
darüberhinaus bleiben.” Man weiß offenbar, was man an Wüst hat.
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