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Als vor Jahren Fichtenzweige zur Adventszeit in Kenia eingeflogen wurden, freuten sich die afrikanischen Hotelangestellten: So schöne Besen hatten sie noch nie gesehen. Die grünen Heimatgrüße wurden als Reinigungsgeräte zweckentfremdet. Viele unserer Gastgeber im Ausland haben sich mittlerweile nicht nur an unsere Weihnachtsbräuche gewöhnt, sie haben auch Gefallen daran gefunden. Das Lied von der ,,Stillen, Heiligen Nacht”, das vor mehr als hundert Jahren zum ersten Mal in einer Alpenkapelle erklang, wurden zur heimlichen deutschen Nationalhymne.

Das konnte eine deutsche Reisegruppe in Texas erfahren, der zu Ehren ein Cowboy–Chor mitten im August unter dem Gluthimmel der Prärie ,,Stille Nacht, Heilige Nacht” schmetterte.

Aber was ist's nun mit der stillen, der heiligen Nacht? Was ist das mit Weihnachten? Dem Christen, gleich welcher Konfession, wird die Antwort kein Kopfzerbrechen bereiten. Für ihn ist die Geburt zu Bethlehem Wunder und Realität zugleich.

Es feiern aber auch jene Weihnachten, denen feste Überzeugungen dieser Art abhanden kamen. Auch jene zünden eine Kerze an, singen oder summen das Lied von der Heiligen Nacht.

Schließ- lich haben wir jetzt die längsten und kühlsten Nächte, die kürzesten Tage. Warum also sollte man nicht Kerzen anzünden, Lichter, lodernde Feuer. Einleuchtend scheint auch der Gedanke, dass Weihnachten das Fest der Familie sei. Ein Fest der Liebe? Gibt es vielleicht deswegen Geschenke? Die Verkaufszahlen der Geschäfte sprechen dafür.

Das Weihnachtsfest gilt auch in der Reisebranche als Hochsaison. Zu Weihnachten gibt es Ferien, für manche das schönste Geschenk. Man drückt sich vor dem Festtagsrummel, flüchtet vor dem Familienklüngel. Was auch immer es sei, es gilt auch das Gegenteil.
,,Weihnachten”, sagt jemand, ,,das ist für mich Nürnberg, Christkindlmarkt, Schnee und Rostbratwürste.” Und ein anderer: ,,Weihnachten, das ist für mich Norderney, wenn wir alle um den Tisch herum sitzen, der Grog duftet, der Wind über die Dünen pfeift.” Und noch ein anderer: ,,Weihnachten ist Köln, Nieselregen und Glockengeläut.” Doch wo auch immer wir sind, im Schnee oder in der Sonne, bleibt dennoch die Frage, warum wir zur stillen, zur heiligen Nacht die Lichter anzünden, wenn wir dabei gar nicht an den christlichen Hintergrund denken. Und sei es auch nur eine einzige Kerze.