Europa ist eine feine Sache. Vor allem für EU-Bürger, die es
nicht mehr in ihrem Heimatland hält. Das freie Aufenthalts- und
Arbeitsrecht in den Staaten der Union war ein Riesenfortschritt.
Und selbst die Urlauber freuen sich darüber, dass sie auf der Reise
von Deutschland nach Mallorca keinen Pass mehr vorzeigen
müssen.
An viele dieser Dinge haben wir uns bereits so gewöhnt, dass wir
sie für selbstverständlich halten. Welche Schwierigkeiten zum
Beispiel die Arbeitsgenehmigung früher bereitete, können heute noch
die Schweizer erzählen, deren Land bekanntlich nicht
,,Club”-Mitglied ist.
Europa ist eine feine Sache. Wenn der Teufel nicht im Detail
steckte. Ein besonders anschauliches Beispiel zeigt unser Thema der
Woche auf: die Ummeldung von Autos und Führerscheinen. Da merken
wir schnell, dass das moderne Europa zuweilen eine Utopie ist. Oder
sagen wir lieber optimistisch: ein Fernziel.
Denn die Gegenwart sieht, vorsichtig ausgedrückt, seltsam aus.
Warum etwa werden hierzulande Steuern auf eine Ware (das Auto)
kassiert, obwohl sie in einem anderen EU-Land schon komplett
bezahlt war?
Die EU-Bürokraten mögen irgendwo eine klare Regelung bei den
Ummeldungen niedergeschrieben haben, angekommen ist das zumindest
auf Mallorca nicht. Die Umsetzung der EU-Richtlinien bereitet
erhebliche Schwierigkeiten. Oder will sie womöglich gar niemand
umsetzen?
Diesen Eindruck muss man gewinnen, wenn man bei den hiesigen
Behörden genaue Auskünfte über das Procedere einholen möchte. Die
Angaben sind widersprüchlich bis falsch. Und vor allem: Sie sind
nicht im Sinne des Neubürgers. Das gilt insbesondere bei der
bislang kaum bekannten Möglichkeit, Autos als Umzugsgut ohne
Zulassungssteuer umzumelden. Die Geheimnistuerei darum kann man nur
als Versuch werten, eine hübsche Einnahmequelle zu erhalten.
Und noch jemand kann sich über einen sprudelnden Geldfluss
freuen: die ,,Gestorías”. Um ein Auto richtig und kostensparend
umzumelden, bedarf es des Herrschaftswissens eines Spezialisten.
Und die gibt es deshalb zur Genüge. So wie die Behörden hier
agieren, sieht das ganz nach Arbeitsbeschaffungsprogramm für
Gestoren aus.
Hoffen wir, dass Europa eines Tages doch noch ankommt. Denn
Europa ist eine feine Sache.
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