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Europaweit gehen die Menschen auf die Straße, um gegen die hohen Spritpreise zu demonstrieren. Auch die Tourismusunternehmen machen sich wegen des immer teurer werdenden Treibstoffes große Sorgen. Schließlich brauchen Flugzeuge Kerosin, die Preissteigerungen der letzten Monate haben bei den Airlines voll auf die Kosten durchgeschlagen – weswegen man sich in Deutschland nicht anders zu helfen wusste, als nachträglich einen Kerosinzuschlag zu erheben.

Für das Reiseziel Mallorca sind hohe Spritpreise jedoch ein relativer Vorteil, wie Lothar Buss, Bereichsvorstand bei C&N (Condor und Neckermann) und langjähriger Kenner des Geschäfts auf Mallorca, bestätigt. ,,Die Flugstrecke auf die Balearen ist auch innerhalb des Flug-Nah- Bereichs relativ kurz.” Steigen, wie Peter Hauptvogel, Pressesprecher des Ferienfliegers Air Berlin, ankündigt, die Flugpreise ab der kommenden Wintersaison im Schnitt um 4 bis 4'5 Prozent, müssen die Kunden für Urlaubsflüge in entferntere Ziele tiefer in die Tasche greifen als wenn sie nach Mallorca kommen. In absoluten Zahlen: Der Durchschnittspreis eines Hin– und Rückfluges nach Mallorca liegt gegenwärtig bei 330 Mark. Schlägt man darauf 4'5 Prozent auf, müssen ab November knapp 15 Mark mehr berappt werden.
Da ein Flug beispielsweise auf die Kanaren oder nach Ägypten im Schnitt mit 550 Mark zu Buche schlägt, bedeutet das 4'5- prozentige Plus für den Kunden auf diesen Strecken einen Aufpreis von knapp 25 Mark. Unter dem Strich, so sieht es auch LTU-Touristik-Sprecher Kay Thümmel, ist diese Kostensteigerung ein relativer Wettbewerbsvorteil für Mallorca.

In ähnlicher Weise hat der hohe Dollar-Kurs positive Effekte auf die Marktposition Mallorcas. Buss: ,,In diesem Sommer wurden Dollar-Ziele mit einem Kurs von 1'82 Mark kalkuliert. Aber keiner weiß, welchen Kurs er für den Sommer 2001 ansetzen soll.” Zur Zeit kostet ein Greenback 2'20 Mark. Die Crux: Setzt man die Preise zu hoch an, kalkuliert man sich aus dem Wettbewerb, setzt man sie zu niedrig an, kalkuliert man sich auch bei guter Auslastung in rote Zahlen. Risiken, die Ziele wie Mallorca nicht laufen.

Dafür aber Ägypten, wo die Leistungen traditionell in Dollar eingekauft werden. Und das Land am Nil war in diesem Sommer nach der schweren Krise, die durch das Attentat in Luxor ausgelöst worden war, mit extrem günstigen Preisen eine harte Konkurrenz für Mallorca. Da alle anderen Ziele im Flug-Nah- Bereich in Mark eingekauft werden, hält sich der relative Vorteil für Mallorca aber in Grenzen.
Wenn nicht gar die gesamte Marktlage auch für die Insel im Jahr 2001 zu einem Buchungsrückgang führt. Darauf weist Ines Stein, beim Reiseveranstalter ITS für die Balearen verantwortlich, mit sorgenvoller Mine hin. ,,Schließlich können Familien, die von den hohen Benzinpreisen belastet werden, nicht mehr so viel Geld für den Urlaub ausgeben”, erklärt sie.