"Ich habe neun Monate Winter gegen acht Monate Sommer eingetauscht." Peter Gröndahl liebt Mallorca.

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Seine Werke sind wie sein Leben: Bunt, schrill, einzigartig. Der schwedische Künstler Peter Gröndahl ist seit drei Jahren auf Mallorca zu Hause. Wer ihn in seinem Atelier besucht, findet sich in einer Parallelwelt aus sphärischen Klängen und Kunstobjekten wieder. Und das Meisterwerk ist der Künstler selbst.

Er sitzt in einem schwarzen Ledersessel und erzählt. Er hat viel zu erzählen. Geschichten aus der Vergangenheit, über die Kindheit in Schweden, die Drogenabhängigkeit, über Fall und Aufstieg. Peter Gröndahl, Jahrgang 1961, hat ein bewegtes Leben hinter sich. "Als ich 25 war, hatte ich alles genommen, was der Drogenmarkt hergab", sagt er. "Ich war an einem Punkt, an dem mir bewusste wurde, dass ich etwas ändern muss."

Nachdem er es geschafft hat, die Sucht zu besiegen, beginnt er Plattencover für Heavy-Metal-Bands zu gestalten. Die Motive sind absurd, aber genial. So genial, dass immer mehr Auftraggeber anklopfen und aus dem drogenabhängigen Träumer ein erfolgreicher Grafikdesigner wird. In den 1990er Jahren wird er als einer der besten seines Fachs ausgezeichnet. Von da an geht es unaufhörlich bergauf. Denn Gröndahl ist mehr als nur ein Designer. Er ist, wie er selbst sagt, ein Gestalter. Und es gibt nur wenige Dinge, an denen er sich nicht versucht: Malerei, Holzarbeiten, Skulpturen, Kleidung, Musik, Möbel, Bücher und Fotografie.

"Ich war in Schweden eine richtig bekannte Persönlichkeit, war auf allen Parties eingeladen, bei den MTV Music Awards und als ich mich von meiner Freundin getrennt habe, stand es in den Klatschblättern", erzählt er, fügt aber verschmitzt hinzu: "Bei nur neun Millionen Einwohnern ist das nichts Besonderes."

2011 holte Mats Wahlström, ehemaliger Geschäftsführer der Puro-Gruppe, Gröndahl nach Mallorca. Er beauftragte ihn, das Puro Hotel in der Altstadt von Palma mit Kunst auszustatten. Gröndahl folgte dem Ruf, kam auf die Insel und blieb. Für mehrere Hotels gestaltete er aufwendige Bildbände, füllte Lobbys, Restaurants und Zimmer mit seinen Bildern. Und er liebt, was er tut: "Viele Menschen haben zwar ein aufgeräumtes Leben, aber keine Richtung, nichts wofür sie leben. Bei mir ist es genau umgekehrt, schon als Kind wollte ich gestalten."

Die Möglichkeit dazu hat er sich in Form eines 250 Quadratmeter großen Ateliers geschaffen. Und der Raum ist so widersprüchlich wie Gröndahl selbst. Was wie eine Garage anmutet - im Eingangsbereich steht ein Kleinwagen - entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wahre Kunstschmiede.

Links Modepuppen, gehüllt in Gröndahls selbst geschneiderte Kleider, daneben ein Klavier, drei Gitarren und ein Regal mit kleinen Skulpturen. Rechts seine Bilder. In der Mitte des Raumes steht ein weißer Holzblock, in den Gröndahl Rillen eingefräst hat, die die Form eines großen Kreuzes ergeben. Neben dem halbfertigen Kunstwerk liegen Dornenkronen zur Verarbeitung bereit. "Ich will die Leute zum Denken anregen. Sie sollen sich fragen, ob es richtig sein kann, im Namen des Herrn Kriege zu führen."

Viele seiner Bilder, die teils nur in grau-weiß, teils extrem farbenfroh daher kommen, garniert Gröndahl mit einem selbst geschriebenen Gedicht. Auch das darf in seinem breiten Spektrum an Kunstrichtungen nicht fehlen. Auf seinem Schreibtisch stehen ein Laptop und Lautsprecher, aus denen Musik ertönt. Meditative Klänge und imposante Filmmusik wechseln sich ab, während Gröndahl am Computer sitzt. Das Kompliment, er habe einen tollen Schreibtisch, nimmt er dankend an, lächelt und sagt: "Den habe ich selbst gebaut."

(aus MM 17/2014)