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Mallorca Magazin: Gerade ist Ihr neuester Mallorca-Krimi, nun schon der fünfte, erschienen. Diesmal ermittelt Comisario Vidal auf einer Wellness-Luxus-Finca nahe Porto Petro. Wie viel eigenes Erleben steckt denn hinter diesem Motiv?

Andreas Schnabel: Autobiografisches steckt nicht darin - bis auf die Tatsache, dass ich diesem Wellness-Wahn sehr kritisch gegenüberstehe. Als ich mich letztens zu einem Schönheitschirurgen mitnahm, ist er geflüchtet, als er mich im Wartezimmer sah und unsere Friseurin wird schon depressiv, wenn ich nur meine Frau abhole. Seitdem fühle ich mich aus Protest sehr wohl in meiner Haut. Dass ich nun in diesem Milieu nicht ohne Vergnügen "morde", ist rein zufällig.

MM: 1969 kamen Sie zum ersten Mal nach Mallorca - und sind seither jedes Jahr ein- bis zweimal hier. Warum spielen Ihre Krimis immer auf der Insel? Ist Mallorca interessanter als Köln? Oder gibt es hier so viel "kriminelle Energie"?

Schnabel: Krimis sollte man grundsätzlich dort schreiben, wo man sich pudelwohl fühlt. Ich will ja bei meiner Schreiberei mit niemandem abrechnen, schon gar nicht mit Mallorca oder den Mallorquinern ...

MM: Aber Sie schreiben sie schon hier, oder?

Schnabel: Ich vermassel mir doch nicht meinen schönen Urlaub durchs Schreiben! Ich lasse mich auf der schönsten Insel der Welt insoweit inspirieren, dass ich, wieder zu Hause angekommen, die nettesten Krimis der Welt schreiben kann. Dass die Emons-Mallorca-Krimis nett sind und gut ankommen, beweist Mediacontrol. Dort liegen wir auf Platz 1 aller Mallorca-Krimis, die jemals in Dansweiler geschrieben wurden.

MM: Was ist ein netter Krimi?

Schnabel: Ein "netter" Krimi ist ein spannendes Buch, in dem erheblich mehr gemenschelt als gemordet wird, in dem die echten Fieslinge aber so richtig eins auf die "Schnauze" bekommen und die Guten zuletzt lachen. Ein netter Krimi gehört bei fröhlichen Menschen in die Badetasche, nicht ins Regal.

MM: Sie haben ja außer als Krimi-Autor auch schon als Hauptbrandmeister, Taxifahrer, Briefträger, Rundfunkreporter, RTL-Sportredakteur gearbeitet - alles "Quellen" für Ihre Bücher?

Schnabel: Vor allem in der Zeit bei der Feuerwehr habe ich all das, was der gepflegte Gaffer beim Tatort oder bei den diversen CSI-Serien zum Feierabend konsumiert, schon in Realität gesehen. Ich habe dabei unendlich viel erlebt, worauf ich gern verzichtet hätte. Natürlich hat mich das auch geprägt - aber ich schreibe meine Erlebnisse so nieder, wie ich sie gern erlebt hätte .

MM: Ihre Mutter, die Schauspielerin Dagmar Altrichter, lieh als Synchronsprecherin schon Hollywoodstars wie Liz Taylor oder Ingrid Bergman ihre Stimme - hat Sie das (künstlerisch) geprägt?

Schnabel: Gar nicht. Bei Lesungen wünsche ich mir manchmal ein ähnlich guter Sprecher zu sein, wie sie es war. Doch so lange meine Zuhörer keinen ähnlichen Wunsch hegen, scheine ich meinen Lesejob ja ganz gut gemacht zu haben ...

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MM: Seit über 30 Jahren kommen Sie mit Ihrer Frau Elke nach Santanyí. Was gefällt Ihnen besonders an der Insel?

Schnabel: Die Familie meiner Frau unterhält dort seit 35 Jahren eine Mietwohnung. Ich schätze an der Insel, dass man schon als "Hilfs-Residente" entschleunigt wird, sowie man mallorquinischen Boden betritt. Für viele Deutsche ist dieses "mañana" ein rotes Tuch. Für mich ist es wie ein Pflaster auf meiner oftmals gehetzten Seele.

MM: Sie haben "Antennen für andere Menschen - bis ins Spökenkiekerische", haben Sie mal gesagt. Wie äußert sich das zum Beispiel?

Schnabel: Ich denke, dass parapsychologische Phänomene zu unserer Welt gehören, wie Krieg und Liebe. Ich bin lediglich ein guter Zuhörer, und da bekommen Schlüsse, die man mit etwas Fingerspitzengefühl aus dem Erhörten zieht, die eigentlich ganz logisch sind, leicht etwas Seherisches. Obwohl ich keine Geister sehen oder hören kann, denke ich schon, dass da (auch) etwas ist, was wir Menschen uns, Gott sei Dank, nicht erklären können.

MM: Wie viel Lokalkolorit enthält Ihr neuer Mallorca-Krimi?

Schnabel: Natürlich werden die Liebhaber von Mallorcas Südosten auch Santanyí und die Bar Sa Plaça wiedererkennen. Auch die Hotel-Finca Amapola gibt es wirklich, die übrigens wirklich so schön und exklusiv ist, wie ich sie beschrieb. Die Wellness-Finca "Zarzarossa" hingegen ist eine reine Erfindung von mir. Den Blödsinn indes, den man sich dort für viel Geld ins Gesicht schmieren lassen kann, gibt es wirklich. Selbst die Gesichtsmasken aus Nachtigallenkot sind eine teure Realität.

MM: Neugierig, humorvoll - wie stellen Sie sich Ihren "idealen Leser" noch vor?

Schnabel: Meine ideale Leserin, meistens sind es ja Frauen, sollte sich etwas kindliche Leichtigkeit erhalten haben. Dann haben sie mehr Spaß daran, sich mental auf meine Geschichten einzulassen. Die, die diese Gabe haben, werden nicht enttäuscht sein, denn ich hole sie auch immer wieder darin ab, ohne dass die Landung in der Realität hart ausfallen würde.

MM: Sie wollten ja auch Ihre Erfahrungen als Briefträger im Kölner Bezirk Frechen-Königsdorf dichterisch verarbeiten. Titel: "Post mortem". Was ist daraus geworden?

Schnabel: Der Briefträger ist tot, und seine Tochter und Vertretung lösen das Geheimnis um seinen Mord mit Hilfe vieler Postkollegen und der Polizei. Momentan liegt der "Fall" zur Begutachtung beim Verlag.

MM: Ist der nächste Mallorca-Krimi schon in Arbeit?

Schnabel: Ja, ist er. Darin werden ahnungslose, fast noch jugendliche Touristen, die man gezielt durch manipuliertes Glücksspiel nahezu in die Pleite getrieben hat, von einer mafiös strukturierten Organisation dazu überredet, auf einen Schlag viel Geld zu verdienen: durch einen Kampf im "Ultimate Fighting". Dabei geht es - ohne jegliche Regeln - oftmals bis zum Tod des Verlierers. Das reiche Publikum zahlt bereitwillig große Summen an Euros, um einmal live dabei sein zu können, wenn Menschen vor ihren Augen getötet werden. Für Berger und den Comisario wird das eine richtig "harte Nuss", die es zu knacken gilt.