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Boris Bansemer läuft für sein Leben gern. Zu den Freunden der von ihm gegründeten "Elbstaffel" hat er mal gesagt: "Wenn ich sterbe, dann wird meine Asche in eine Eieruhr gefüllt. Die müsst ihr dann immer wieder umdrehen, damit ich weiterlaufen kann."

Früher war die Arbeit für Bansemer mindestens genauso wichtig wie die Freizeit. Das hat sich geändert. Gerade kam der 65-Jährige wieder nach Mallorca, zum Lauftraining mit einem Freund. Im Gespräch mit MM erinnert er sich an die Zeit, in der er ein schönes Haus in Port d'Andratx sein Eigen nannte. Das war von 1999 bis 2008. "Ich habe aber nie fest auf der Insel gewohnt, sondern bin immer gependelt." Irgendwann war das Interesse am mediterranen Leben erloschen. Bansemer verkaufte sein Anwesen und kehrte der Insel den Rücken. Inzwischen landet der Wahl-Hamburger wieder öfter hier.

Der Unternehmer ist in Aschaffenburg zur Schule gegangen, machte dort auch die Ausbildung zum Speditionskaufmann und zog nach Hamburg, wo er unter anderem für das Logistik-Unternehmen Kühne & Nagel arbeitete. Später war HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne sein Nachbar in Port d'Andratx. "Ich habe ihn auch ein bisschen in Sachen HSV beraten."

Als Bansemer sich selbstständig machte, handelte er zunächst mit "allem Möglichen aus Fernost". Später brachte er unter der Marke "Le Caf" eigene Haushaltsgeräte auf den Markt. Besonders erfolgreich waren Popcornmaschinen und Brotbackautomaten. "Ich habe eine Popcornmaschine gebaut, die am Anfang ganz erfolgreich lief. Irgendwann war das vorbei. Da habe ich eine Popcorn-Diät erfunden. Als RTL darüber berichtet hat, boomte die Maschine. Ich habe mehr als eine Million Stück verkauft", schmunzelt der Geschäftsmann, der auch drei Bücher geschrieben hat. Zum Beispiel über die Lieblingsbrote von Prominenten und mit Rezepten für Eisautomaten, die er ebenfalls produzierte. Bansemer hatte Erfolg, besaß unter anderem eine Fabrik in China. Dann krempelte er sein Leben um. "Ich bin 2004 den Jakobsweg gegangen und habe mir gesagt, irgendwann muss mal Schluss sein. Ich habe 80 Stunden pro Woche gearbeitet und beschlossen, dass ich jetzt anfange zu leben. Ich habe die Arbeit völlig runtergefahren und später alles verkauft."

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"Als Erstes musst du auf Geld verzichten. Viele Dinge waren mir nicht mehr so wichtig. Ich will nicht sagen, dass ich heute mit Birkenstock-Sandalen herumlaufe, aber ich musste nicht nochmal einen Kiton-Anzug haben oder das 30. Borelli-Hemd oder den fünften Mercedes." Das war mal anders. "Ja, es gab Zeiten, wo so etwas wichtig war für mich. Ich bin so ein bisschen ein Marken-Junkie gewesen. Ich war gern gut gekleidet, fuhr gern schöne Autos. Heute habe ich gar kein Auto mehr."

Ohne eigenes Auto zu leben sei eine bewusste Entscheidung gewesen, vor etwa vier Jahren. "Bewusst" ist für Bansemer sowieso ein bedeutendes Wort. "Bei allem was du tust - es ist wichtig, dass du es bewusst machst." In Hamburg nutzt er Busse und Bahnen. "Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend fahren würde, hätte ich das nie geglaubt. Aber es hat einige Vorteile. Du nimmst die Umwelt viel mehr wahr."

Am liebsten aber läuft Boris Bansemer - auch schon mal zu Titeln. In der Altersklasse 60 wurde er 2013 Europameister und Weltmeister im Halbmarathon, 2014 folgte der EM-Titel im Marathon.

Basierend auf seiner Laufleidenschaft kam Bansemer, der in der Hansestadt sehr gut vernetzt ist, 2013 auf die Idee, unter dem Namen "Elbstaffel" Promis beim Hamburg-Marathon starten zu lassen. Seitdem treten in jedem Jahr drei Teams mit jeweils vier Teilnehmern an. Bansemer: "Die Elbstaffel ist eine in Deutschland einzigartige Synthese aus Sport, Politik, Wirtschaft und Kultur." Zum Kreis gehören zum Beispiel Judo-Olympiasieger Ole Bischof, Triathlet Normann Stadler, Fußballtrainer Michael Oenning, Stuntman René Lay, FDP-Politikerin Katja Suding und der letzte DDR-Marathonmeister Klaus Goldammer. Wer beim nächsten Haspa-Marathon am 29. April in Hamburg an den Start gehen wird, steht noch nicht hundertprozentig fest.

(aus MM 5/2018)