Konnte man den Wein in der Vergangenheit noch kostenlos aus anonymen Holzfässern zapfen, so geben sich die Winzer seit 2012 namentlich zu erkennen. Das ist mutig, denn die Kohlensäuregärung gilt unter Experten als ausgesprochen heikel. Gefährlich ist vor allem das Eindringen von Sauerstoff, da in diesem Fall statt Alkohol und Estern auch Essigsäure gebildet wird.
Dennoch ist das Verfahren interessant, denn bei der Kohlensäuremischung kommen die intakten Trauben in den Tank, werden also weder entrappt noch gepresst. Der natürliche Gärprozess ganz ohne Zusätze und Kunstgriffe setzt in den unverletzten Beeren ein. Ein besonderer Hype wird bekanntlich um den "Beaujolais Primeur" betrieben, der in Frankreich immer als Vorhut des Jahrgangs auf den Markt kommt. Ob das auch auf Mallorca einmal in Mode kommt, ist offen. Immerhin sind beim Dorffest Gratis-Zeiten vorbei, und ein mithilfe aus dem Rathaus kreiertes Gütesiegel hat alle acht ortsansässigen Bodegas trotz unterschiedlicher Partikularinteressen unter einen Hut gebracht. Zu Preisen zwischen fünf und zehn Euro pro Flasche lassen sich somit neue kommerzielle Möglichkeiten erschließen und auch das Weinbauprofil der Gemeinde verdeutlichen.
"Das Beaujolais-Gebiet hat kein Monopol auf die Kohlensäuregärung. Wir machen hier nichts anderes als die Franzosen, allerdings mit einheimischen Rebsorten wie Mantonegro", sagt Ramón Servalls von den Bodegas Macià Batle, der die Produktlinie bereits 2004 etabliert hat und unter dem Namen "Maceració Carbónica" mit Künstleretikett im Trio aus Weißem, Rotem und Rosé vertreibt.
Zwar beschränken sich seine Kollegen bisher ausschließlich auf dunkle Rebsorten, doch ein Anfang ist gemacht. Die Flaschen werden meist in der eigenen Bodega verkauft und schaffen dadurch ohne Zwischenmarge direkten Kontakt zum Endkunden. Darüber hinaus sind sie manchmal auch in liebevoll geführten Feinkostläden zu finden.
Frische junge Weine aus Kohlensäuregärung braucht man also nicht mehr unbedingt aus dem Beaujolais oder dem Rhonetal zu beziehen, sondern bekommt sie jetzt auch auf Mallorca. Im Rathaus von Santa Maria dürfte man sich jedenfalls freuen, dass sich der Ort mit der ältesten Keltermethode der Welt einmal vom Nachbarn abheben kann, der ansonsten unter dem Namen "D.O. Binissalem" der exklusive Namensgeber für Weine aus der Inselmitte ist.
(aus MM 2/2018)
1 Kommentar
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Mallorcas Weine, wie überhaupt alle mallorquinischen Produkten sind übermäßig teuer. Das ist natürlich vielfach der Ausbringungsmenge geschuldet aber manches ist einfach auch Mallorcahype mit wenig Qualität für viel Geld. Merkt man auch immer daran, das kaum ein Einheimischer diese Produkte kauft.