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Rosé-Weine gelten als perfekte Begleiter für warme Tage. Am besten serviert man sie bei einer Temperatur von zehn bis elf Grad in einem frühlingshaften oder sommerlichen Ambiente. Auf Mallorca gibt es den Rosé seit einiger Zeit in einer neuen Variante, die bei den Käufern besonders gut ankommt: "Piel de cebolla" (Zwiebelhaut), so der inoffizielle Name des Produkts in Anlehnung an das Blassrosa von Zwiebeln, wie man sie auf dem Markt findet.

Der Trend kommt aus der südfranzösischen Provence, heißt es in der Branche. Die dortige Weinproduktion ist in manchen Regionen zu 88 Prozent auf Rosé ausgerichtet und besonders für ihre Erzeugnisse mit blasser Färbung bekannt. "Manche Kunden vergleichen die Tönung auch mit der Farbe von Lachsen oder mit ihrem iPhone", sagt Önologin Araceli Servera Oliver von den Bodegas Ribas in Consell und gibt zu verstehen dass der Wein von besagten Abnehmerkreisen als besonders edel eingestuft wird. "Es geht dabei nicht nur um die Farbe, sondern auch um die Frische", so Servera Oliver. Das Aroma gehe mehr Richtung Weißwein und erinnere an Zitrusfrüchte wie Grapefruit mit einem Hauch Erdbeermarmelade. Der intensivere, manchmal etwas himbeerartige Geschmack des klassischen Rosés sei derzeit hingegen weniger angesagt. Gekeltert wird der blasse "Ribas Rosat" mit einer Mischung aus 60 Prozent Mantonegro, 20 Prozent Callet und 20 Prozent Gorgollassa. Der erste auf dem Markt erhältliche Jahrgang 2016 ist schon fast ausverkauft.

Ein weiterer Profiteur der Entwicklung ist Jaume Fullana von der kleinen Bodega Es Verger bei Esporles. Seit etwa zwei Jahren gehe sein Wein mit dem sinnlichen Namen "Sensual" weg wie warme Semmeln, so der Winzer, der deswegen sogar schon Flächen umgewidmet hat. "Wir erzielen den Farbeffekt durch eine kürzere Mazeration nach der Ernte, sechs Stunden statt 24 Stunden", erklärt Fullana. Trotz seiner Transparenz verliere der Wein weder an Klarheit noch an Intensität. "Ich finde den Geschmack sommerlicher und frischer", meint Fullana.

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Zum Kreis der Anbieter von "Piel de cebolla" gehören auch José L. Ferrer, Barbara Mesquida oder Macià Batle mit einem Rosé der Linie Margalida Llompart, die nach der Großmutter der heutigen Inhabergeneration benannt ist und mit ihrer innovativen Ausrichtung nicht nur im Rosé-Bereich neue Bedürfnisse bedienen soll. "Das ist eine gute Ergänzung zum klassischen Rosé mit seiner intensiven Farbe", sagt Geschäftsführer Ramón Servalls. Es handle sich um eine interessante Nische, die man als große Bodega nicht unbesetzt lassen wolle.

Doch kaum hat sich die neue Mode auf Mallorca so richtig breit gemacht, treten schon die ersten Kritiker auf den Plan: Eine blassrote Färbung könne man schließlich ganz simpel durch Filterung mit Aktivkohle erreichen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Eine Methode, die nicht nur sehr künstlich wäre, sondern den Weinen auch bestimmte Aromen nehmen könnte, so die Befürchtung für die Zukunft, falls allzuviele Bodegas auf den Trend springen sollten.

Die von MM befragten Winzer versichern jedoch hoch und heilig, keinesfalls mit solch fragwürdigen Mitteln zu arbeiten.

(aus MM 15/2017)