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So viel vorweg gesagt: Was Winzer Julián Panadés in seine Flaschen packt, schmeckt tatsächlich nach Wein. Auch wenn der blaugefärbte Rebensaft von der Agrotourismus-Finca Molí de Son Maiol so manchem Kenner die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Für MM öffnete der findige Mallorquiner die Türen seiner kleinen Kellerei bei Marratxinet und erklärte, was es mit dem ungewöhnlichen Blauwein auf sich hat, der sich offiziell aber nur "aromatisiertes Getränk auf Weinbasis" nennen darf. "Den Farbstoff gewinne ich aus einheimischen Pflanzenblüten, Aromastoffe werden nicht verwendet", so Panadés, der seine Geheimrezeptur jedoch nicht gerade öffentlich in der Zeitung sehen will. Verraten werden darf aber, dass es verschiedene Blütenkombinationen gibt, die auch Einfluss auf das Gleichgewicht zwischen Säure und Alkohol sowie den Geschmack der einzelnen Charge haben.

Dass sich der blaue Wein also noch im Experimentierstadium befindet, will der Macher jedoch nicht gelten lassen: "Einen völlig homogenen Wein gibt es nur von industriellen Großbetrieben. Unser roter Mantonegro hat je nach Flasche ja auch unterschiedliche Nuancen", sagt der studierte Tourismus-Betriebswirt, der auch eine Weiterbildung als Sommelier absolviert hat und seit über zehn Jahren Wein anbaut. Rund drei Hektar Rebenfläche hat die Finca zur Verfügung. Bei der Verarbeitung hilft eine bekannte Önologin von der Insel, die aber namentlich nicht genannt werden will.

Dass der blaue Wein aus einheimischen Weißweintrauben der Variante Premsal Blanc hergestellt ist, merkt man ihm durchaus an. Ein frischer Hauch Zitrus prägt den Abgang und macht den "Cap Salines" zum idealen Sommergetränk, wobei der Erfinder die Blautöne am Strand von Es Trenc ins Spiel bringt und an die Südküste Mallorcas erinnern will, wo sein Großvater 45 Jahre lang als Arzt tätig war und die Familie immer wieder den Sommerurlaub verbrachte. Gerade in Beachclubs und Szenelokalen hält er das Getränk für ideal geeignet. Aber auch einige Speiserestaurants hätten den Cap Salines bereits im Angebot. "Das sorgt für Aufmerksamkeit am Nebentisch und fördert den Dialog mit den Gästen", sagt Julián Panadés. Viele der Versuchskaninchen seien so begeistert, dass sie nach dem Probieren gleich ein paar Flaschen orderten. Auch internationale Märkte seien bereits auf das originelle Mallorca-Produkt aufmerksam geworden. Erhältlich ist das Getränk unter anderem in einigen Delikatessenläden in Palma, wobei der Jahrgang 2015 bereits so gut wie erschöpft ist. Da es sich um eine Weißweinbasis handelt, sollte man den "Cap Salines" ohnehin nicht viel länger als ein Jahr lagern.

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Dass nicht alle Winzer der Insel sein Projekt zu schätzen wissen, ficht Panadés nicht an. Entscheidend sei, dass man vor rund zwei Monaten nach langer Vorarbeit die Genehmigung aus den zuständigen balearischen Ministerien erhalten habe. Vornehm zurückhaltend gibt sich unterdessen José Luis Roses von der D.O. Binissalem. "Streng genommen handelt es sich nicht um Wein. Wir können also keine Einschätzung geben", so der Vorsitzende zu MM.

"Hauptbestandteil ist vergorener Rebensaft", besteht jedenfalls Julián Panadés auf den Vorzügen seines Produkts, das zu Preisen zwischen 19 und 21 Euro im Handel ist und im Restaurant 25 Euro aufwärts kostet. Damit setzt er gezielt auf Qualität und will sich nach eigenen Worten auch von der Konkurrenz absetzen. Denn auf dem Festland werden für etwa drei Euro pro Flasche ebenfalls zwei blaue Weinprodukte gehandelt. Sowohl der "Marqués de Alcántara" als auch der "Gik" sind sogar offiziell als Wein etikettiert. Lebensmittelrechtlich bewegen sich die Hersteller damit jedoch auf dünnem Boden, glauben Experten.

Auch die Geschichte, dass die blaue Farbe angeblich aus der Haut einer Rotweintraube gewonnen werden kann, will Julián Panadés nicht so recht glauben. "Jeder, der sich ein bisschen mit Wein auskennt, weiß genau, dass das nicht möglich ist", sagt er zu MM.

(aus MM 42/2016)