Die Parkplätze für Privatjets am Flughafen Palma werden langsam knapp. Unlängst hat der Flughafenbetreiber Aena 20 neue geschaffen. | cze

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Es gibt auf Mallorca noch sehr viel Potenzial", verrät Daniel Rudas, General Manager und COO bei der deutschen Fluggesellschaft Hahn Air mit Sitz bei Frankfurt und Heimatflughafen Düsseldorf. Dieses Potenzial aber liege insbesondere bei den Kunden, weniger beim Flughafen Palma. "Die Nachfrage nach privaten Flügen steigt, der Airport aber stößt an seine Grenzen." Von 1069 Starts und Landungen am letzten Samstag im August, dem ersten Hauptabreisetag der Sommersaison, seien alleine 65 von Privatjets durchgeführt worden.

20 neue Stellplätze für die Kleinflugzeuge habe Aena im vergangenen Jahr geschaffen, und doch wirke sich der Urlauberboom und die damit verbundenen Rekordzahlen, die der Airport derzeit fast an jedem Wochenende schreibt, auch erschwerend auf den privaten Flugsektor aus. "Früher konnte man zu Beginn eines Fluges einfach losrollen, wegen der neuen Parkpositionen benötigen wir jetzt oft einen Pushback, müssen also von Fahrzeugen zurückgeschoben werden wie die großen Jets", so Rudas. Solche Maßnahmen erfordern natürlich einen größeren Aufwand als bisher.

Das bestätigt Alejandro Hermoso von Gestair. Das Unternehmen führt neben Mallorcair das Handling für die kleinen und mittelgroßen Jets am "PMI" durch. "Vergangenes Jahr hatten wir insgesamt 4500 Starts und Landungen von privaten Flugzeugen am Airport Palma. Noch gibt es für dieses Jahr keine Zahlen, aber wir rechnen mit einer Steigerung um zehn bis 20 Prozent."

Insgesamt 45 Parkpositionen stehen direkt am Privatflugterminal "Aviación General" zur Verfügung, 15 weitere im nördlichen Bereich des Flughafens. "Der Airport ist diesen Sommer ohne Zweifel an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Aena muss jeden Tag zusehen, wie man den Ansturm an Flugreisenden bewältigt bekommt, wir von der privaten Fliegerei spüren das natürlich auch", so Hermoso. So würden Parkgenehmigungen bei spontanen Landungen oft nur noch für wenige Stunden vergeben. Das heißt, viele Privatflugzeuge, die Kunden auf die Insel bringen, können dann wegen der Knappheit an Parkplätzen nicht länger am Airport stehen. "In den vergangenen Jahren gab es teilweise Genehmigungen von mehreren Tagen."

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Die Branche boomt also, aber wer kann es sich leisten, mit dem Privatflugzeug auf die Insel zu kommen? "Das ist unterschiedlich", erklärt Rudas. "Mal sind es VIPs, die nicht Linie fliegen wollen, oft sind es Leute, die eine Ferienvilla auf der Insel haben. Ich würde sagen, in 70 bis 80 Prozent der Fälle sind es Kunden mit Immobilien auf der Insel." Diese wüssten vor allem die Flexibilität der Privatfliegerei zu schätzen. "Wir können in 90 Minuten einen Jet nebst Besatzung zur Verfügung stellen, um nach Mallorca zu fliegen, unsere Piloten sind immer auf stand-by." Preislich bewege sich ein Flug von Düsseldorf nach Palma zwischen 15.000 und 20.000 Euro. "Das klingt natürlich nach einer enormen Summe, aber rechnet man mal hoch, was beispielsweise eine sechsköpfige Familie in der Business-Class einer großen Airline bezahlt, kann es sich lohnen."

Bei Hahn Air freut man sich über die große Nachfrage. Unlängst präsentierte die Airline am Flughafen Palma zwei ihrer Jets aus der Citation-Baureihe des Herstellers Cessna-Textron. Das kleinere der beiden Flugzeuge, der "CJ4", verfügt über sechs Sitzplätze, das größere, der "Sovereign", über acht.

"Es macht unheimlich Spaß, diese Jets zu fliegen", erklärt Pilotin Britta Carrera y Sondermann. "Von den Abläufen ist eigentlich alles wie bei den Großen auch. Wir fliegen zu zweit, einer als 'Pilot flying' der andere als 'Pilot monitoring', der sich überwiegend um den Funkverkehr kümmert." Ein großer Unterschied sei die Tatsache, dass sich im Privatjet oft einer der Piloten um die Versorgung der Passagiere in der Kabine kümmert.

Die Airlines gehen aber auch auf die Wünsche ihrer oft gut betuchten Kunden ein. "Wenn sich jemand eine Stewardess an Bord wünscht, dann machen wir das auch möglich", so Carrera y Sondermann. "Das ist das Schöne an Privatjets, vor allem für die Passagiere", erklärt Rudas. "Wenn der Kunde gerade bei einem Sundowner am Hafen sitzt und sich entscheidet, drei Stunden später nach Deutschland zurückzufliegen, dann genügt ein Anruf."

(aus MM 37/2016)